Zur Entwicklung des Chemischen Dienstes der Grenztruppen


Auszug aus dem Buch "Die "Chemiker" der NVA und der Grenztruppen der DDR"

 

Wolfgang Herzig

Zur Entwicklung 1949 bis 1956 (Gründung NVA)

 

In den ersten Jahren wurde in der Grenzpolizei dem „Schutzdienst“ keine besondere Bedeutung beigemessen. An erster Stelle stand natürlich, den Schutz der Staatsgrenze zuverlässig zu garantieren. Aus heutiger Sicht ist es äußerst schwierig, gesicherte Informationen aus den Anfangsjahren zu erhalten, da Zeitzeugen und Unterlagen fast nicht zu finden sind. In der Hauptabteilung Grenzpolizei der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei gab es in den Anfangsjahren keine Strukturen des „Schutzdienstes“. Erst mit der Ausbildung der ersten Offiziere für Chemischen Schutz der KVP in der KVP- Dienststelle I in DESSAU von 1953 bis 1955 begann auch die eigentliche Entwicklung eines Schutzdienstes in der Grenzpolizei.   Im Jahr 1955 wurde in der Hauptabteilung Innere Sicherheit (Grenze, Transportpolizei, Bereitschaften) ein Schutzdienstoffizier eingesetzt. Erster Leiter des Schutzdienstes war der spätere Oberstleutnant B. Pause. Nach der Gründung der NVA im Jahr 1956 wurde generell auch dem Schutzdienst mehr Aufmerksamkeit geschenkt.  

 

Zur Entwicklung 1957 bis 1961

 

Mit der Bildung des Kommandos der Deutschen Grenzpolizei am 01. März 1957 in PÄTZ bei KÖNIGS WUSTERHAUSEN begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung, sowie in ihrer Weiterentwicklung zur Grenztruppe. Die Grenzpolizei erfuhr eine grundlegende Änderung ihrer Struktur und Ausrüstung. Es erfolgte die Bildung eines Grenzkommandos, von Grenzbrigaden an der West- und Ostgrenze, an der Küste und rund um BERLIN. Bereits 1956 erfolgte die Umbenennung des Schutzdienstes in Chemischer Dienst. Beginnend mit dem Jahr 1957 wurden in den Grenzbrigaden Offiziere des Chemischen Dienstes eingesetzt, die wiederum Nachgeordnete in den Grenzbereitschaften hatten. Zu den „Chemikern der ersten Stunde“ in den Grenzbrigaden (GBr) (1. – 4.GBr) gehörten: die Oberleutnante W. Pfefferkorn (1. GBr) und Seibelt (2. GBr, 1959 durch Unterleutnant D. Sternsdorf abgelöst), die Leutnante D. Gerlach (3. GBr) und M. Großmann (4.GBr). In den Grenzbereitschaften wurden 1957 chemische Gruppen mit einer Personalstärke von 1 Unteroffizier und 9 Soldaten gebildet. Ab dem Jahr 1958 entstanden in den schweren Grenzabteilungen der Grenzbrigaden „Chemische Züge“. Diese hatten eine Personalstärke von 1 Offizier, 5 Unteroffiziere und 21 Soldaten. Zur Ausrüstung dieser Züge gehörten der SPW 152, LKW G-5, TS-8, Spürbüchsen und Strahlungsmessgeräte. Die Ausbildung in diesen Einheiten umfasste in erster Linie die Schutzausbildung, chemische Aufklärung und Strahlungsaufklärung. Das Durchführen einer vollständigen Spezialbehandlung von Technik oder die Geländeentgiftung war auf Grund der vorhandenen technischen Ausrüstung so gut wie nicht möglich.  Diese Einheiten löste man übrigens 1963 auf. Mit dem Einsatz der Offiziere des Chemischen Dienstes wurde auch die entsprechende Ausbildung der  Angehörigen der Grenzpolizei (Grenztruppen) auf eine neue Stufe gehoben. Da es in diesem Zeitabschnitt nicht genügend ausgebildete Offiziere des Chemischen Dienstes gab (die ersten Absolventen der Pionierschule DESSAU kamen Ende der 50er Jahre zur Grenzpolizei), war der Einsatz von Grenzoffizieren in diese Dienststellung eher die Regel als die Ausnahme. Zur Verbesserung des Wissensstandes der eingesetzten Schutzoffiziere diente 1957 der erste Lehrgang für Schutzoffiziere der Grenzpolizei in BAUTZEN. Beginnend ab dem Jahr 1959 wurden an der Lehreinrichtung in GLÖWEN die ersten Unteroffiziere des Chemischen Dienstes der Grenztruppen ausgebildet. Den Schwerpunkt der Ausbildung der Grenzpolizisten bildete die Schutzausbildung, d.h. das richtige und vor allem schnelle Handhaben der persönlichen Schutzausrüstung. Weiterhin wurden die Angehörigen der Grenzpolizei in der Durchführung der Spezialbehandlung der persönlichen Schutzausrüstung und Bewaffnung unterrichtet. Auf Grund der unzureichenden strukturmäßigen Ausrüstung stellte die Ausbildung mit nichtstrukturmäßigen Mitteln und Geräten einen wichtigen Teil der Schutzausbildung dar. Zur Unterstützung der Ausbildung wurden so genannte Schutzgärten angelegt. Mit der Einführung der Dienstvorschrift DV 36/1 „Schutz der Truppen vor Massenvernichtungsmitteln“ im Jahr 1961 entstand eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Offiziere des Chemischen Dienstes und für die Organisation und inhaltliche Gestaltung der Schutzausbildung. Als Ausrüstung standen in den Anfangsjahren zur Verfügung: Spürbüchsen, Kampfstoffanzeiger PChR-54, DP 62 (Gerät zur Kernstrahlungsaufklärung), Chlorkalk, SPW 152 und der LKW G 5. Die persönliche Schutzausrüstung bestand hauptsächlich aus der Schutzmaske SchM41M und dem Entgiftungspäckchen EP 58. Ab 1960 verbesserte sich die Ausstattung mit Spezialtechnik  und Schutzausrüstung weiter. Für die chemische Aufklärung wurden der Kampstoffanzeiger PChR 54 und für die Kernstrahlungsaufklärung und -Kontrolle das RAM 60A und das DP 63 eingeführt. Die persönliche Schutzausrüstung fand ihre Ergänzung durch den Schutzbekleidungsumhang SBU 61, die Schutzbekleidungsstrümpfe SBStr 61, die Schutzbekleidungshandschuhe SBH 61 sowie den Lyafolumhang (bestimmt für den einmaligen Gebrauch). Der Kommandeure erhielten die ersten Schutzmasken mit Sprechmembran MM 1. Zum Durchführen der Spezialbehandlung wurden der große Entgiftungssatz GES 10 und verschiedene  Entgiftungs- und Entaktivierungsmittel, wie Mersolat D, Dichlorethan, Mono- und Dichloramin und Ätznatron (NaOH) in die Ausrüstung aufgenommen.   Zur Entwicklung 1961 bis 1971 Nach dem Bau der Grenzanlagen ab dem 13. August 1961 in Berlin und der qualitativen Verbesserung der Grenzsicherungsanlagen an der Grenze zur BRD setzte auch eine neue Etappe in der Entwicklung des Chemischen Dienstes der Grenzsicherungskräfte ein. Zum 15. September 1961 unterstellte ein Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR die bisherige Grenzpolizei dem Ministerium für Nationale Verteidigung. Die Grenztruppen wurden neu gegliedert in Grenzbrigaden an der Grenze zur BRD und in Grenzabschnitte zur Volksrepublik Polen und zur CSSR sowie in verschiedene Unteroffiziersausbildungseinheiten. Die Einheiten an der Staatsgrenze zu Berlin (West) unterstanden zunächst dem Kommando der Bereitschaftspolizei im Ministerium des Inneren. Mit der Stadtkommandantur Berlin im Jahre 1962 übernahm diese auch die Führung der Grenzsicherungskräfte in BERLIN sowie an den Außengrenzen zu WESTBERLIN. Die Stadtkommandantur war direkt dem Minister für Nationale Verteidigung unterstellt, die von ihr geführten Grenzbrigaden unterstanden zunächst nicht dem Kommando der Grenztruppen in PÄTZ. Der Bereich Chemische Dienste unterstand dem Stellvertreter des Stadtkommandanten für Ausbildung und war in seiner Struktur analog den 1971 gebildeten Grenzkommandos NORD und SÜD. Als Leiter Chemische Dienste (LChD) wurde eingesetzt Major G. Kämpfe, der aus dem Militärbezirk III nach BERLIN versetzt worden war. Die Aufgaben des Oberoffiziers Chemische Dienste (OOChD) bzw. Oberoffizier Versorgung übernahmen Hauptmann H. Förster  und Hauptmann G. Winkler. Anfangs wurde der Oberoffizier Versorgung im Stellvertreterbereich Rückwärtige Dienste geführt. Der Schirrmeister Ch unterstand dem Stabskommandanten. In den Grenzbrigaden waren als OOChD eingesetzt: die Oberleutnante Funk und M. Nixdorf sowie der Offizier Bolz (Dienstgrad nicht bekannt). In den Grenzabteilungen erfüllten Schirrmeister Ch die Aufgaben. Mit der Bildung der Grenzregimenter (1961/1962) wurde auch die Dienststellung OOChD eingeführt. Die Grenzregimenter verfügten über eine Gruppe Kernstrahlungs- und chemischen Aufklärung und die an der Grenze zu WESTBERLIN zusätzlich über einen nichtstrukturmäßigen Flammenwerferzug, ausgerüstet mit dem leichten Flammenwerfer LPO 50. Diese Besonderheit ergab sich ebenso wie das Zuordnen eines Artillerieregiments und einer Geschosswerferabteilung aus möglichen Aufgaben der Grenztruppen um Westberlin für die damals im Verteidigungsfalle vorgesehene Berliner Operation. In das Zentrale Lager der Stadtkommandantur wurde ein Lagerbereich Ch mit einer Werkstatt Ch integriert. Die Aufstellung der nichtstrukturmäßigen Flammenwerferzüge in den Grenzregimentern um Westberlin stellte neue Anforderungen an die Ausbildung und materielle Sicherstellung. Durch Offiziere der Verwaltung Chemische Dienste des Ministeriums für Nationale Verteidigung wurden Offiziere der Stadtkommandantur (Major G. Kämpfe  und Hauptmann G. Winkler) ausgebildet, die dann später die Ausbildung der Flammenwerferschützen übernahmen. Es mussten für den Chemischen Dienst neue Lagermöglichkeiten für die Brandgemischkomponenten, u.a. Benzol, geschaffen werden. Da Benzol unter Winterbedingungen nicht für den Einsatz in Flammenwerfern geeignet war, trat später Siedegrenzbenzin an seine Stelle. Die Werkstatt Ch wurde für die turnusmäßigen Überprüfungen und notwendigen Reparaturen der leichten Flammenwerfer ausgerüstet, der Personalbestand entsprechend ausgebildet. Einen Höhepunkt in der Ausbildung der Flammenwerferzüge stellten die Schießübungen dar. Diese fanden in der Hauptsache im Ortskampfobjekt in STREGANZ statt. Am 01.06.1965 wurde die Kompanie chemische Abwehr  26 (KChA-26) aufgestellt. Nähere Angaben zur Kompanie sind im Abschnitt „Entwicklung 1971 bis 1980“ aufgeführt. Hier soll nur auf  die Schwierigkeiten der personellen Aufstellung verwiesen werden, da es keine ausgebildeten Zugführer für Einheiten der chemischen Abwehr gab. Erst mit der Versetzung der ersten Absolventen der Fachrichtung Chemische Dienste der Offiziersschule LÖBAU (1967 Unterleutnant R.-M. Mende, 1968 Unterleutnant H.-J. Leonhardt) verbesserte sich die Situation. Schritt für Schritt wurden auch die Unterkunftsbedingungen für den Personalbestand und die Abstellbedingungen für die Spezialtechnik verbessert. In den Anfangsjahren waren Hauptmann Schmidt (1965–1967) und Hauptmann G. Bredlau (1967–1969) als Kompaniechef eingesetzt. Danach übernahm Hauptmann K.-H. Tiedemann die Führung der Kompanie. Einen speziellen Schwerpunkt der „Chemischen Sicherstellung“ stellte die Unkrautbekämpfung an den Grenzsicherungsanlagen dar. Ebenso wie an der Westgrenze wurde zunächst das Radikalmittel „Anforstan“ zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Das Ausbringen des Mittels erfolgte unter Anleitung der Schirrmeister Ch. Das Verwenden dieses Unkrautvernichtungsmittels stellte bisher nicht gekannte Anforderungen an den „Versorger“ beim LChD. Das betraf besonders das Beschaffen von großen Mengen und das Rückführen des Leergutes. Zudem kam es beim Anwenden des „Anforstan“ immer wieder zu Vorkommnissen. Speziell betraf das auch das Beeinträchtigen des Pflanzenwuchses auf Westberliner Seite.  So verlangte z.B. ein Westberliner vom Stadtkommandanten Schadenersatz für eine entgangene Erdbeerernte. Im engen Zusammenwirken mit den Pflanzenschutzämtern wurde das „Anforstan“ bald durch andere, selektiv wirkende Mittel ersetzt.  Großes Augenmerk galt der weiteren Qualifizierung der Offiziere des Chemischen Dienstes. Hauptmann G. Winkler (1965–1967) und Major G. Kämpfe (1966) wurden zum Studium an die Ingenieurschule für Chemie nach KÖTHEN und Major H. Förster (1968) an die Ingenieurschule für Chemie „Justus v. Liebig“ nach MAGDEBURG delegiert. Bis zur Eingliederung der Truppenteile und Einheiten der Stadtkommandantur in die Struktur der Grenztruppen 1971 (als Grenzkommando MITTE) übernahm Major H.-J. Traebert die Funktion des Leiters Chemische Dienste. In den Stäben der Grenzbrigaden an der Westgrenze erfüllten die Aufgaben ein LChD mit einem Oberoffizier operative Arbeit und einem Oberoffizier materiell-technische Sicherstellung -  in den Grenzregimentern und Grenzausbildungsregimentern ein Offizier Chemische Dienste (später OOChD), ein Schirrmeister Ch (Unteroffizier auf Zeit) und ein Mechaniker (zivil). In den Grenzabschnitten wurde ein Techniker (Berufsunteroffizier) eingesetzt. 1963 entstand die Offiziersschule der Grenztruppen in PLAUEN. Die Ausbildung im Ausbildungsfach „Schutzausbildung“ führte ein „selbstständiger Fachlehrer“, d. h. er war keiner Lehrgruppe angegliedert, durch. Später kam ein zweiter Fachlehrer hinzu und das Ausbildungsfach erhielt die Bezeichnung „Chemischer Dienst“. In diesem Zeitraum wurden verstärkt Absolventen des Chemischen Dienstes der Pionierschule DESSAU zu den Grenztruppen versetzt - nach Gründung der Offiziersschule der Landstreitkräfte in LÖBAU erfolgte das über die Fachrichtung Chemische Dienste. Ab Mitte der 60er Jahre nahmen die ersten Absolventen der Militärakademie für Chemischen Schutz in MOSKAU und der Militärakademie in DRESDEN ihre Arbeit in den Grenztruppen auf. Das waren unter anderem die Hauptleute F. Schwarz, K. Mikolajetz, H.-J. Traebert, H. Matter, Oberleutnant D. Sternsdorf u.a. In einem zweijährigen Rhythmus wurden die Offiziere des Chemischen Dienstes in der Kernstrahlungsaufklärung aus der Luft ausgebildet. Die Ausbildung fand in der Regel an den Standorten der Hubschrauberstaffel 16 in SALZWEDEL oder MEININGEN statt. Diese Maßnahmen, speziell der Einsatz ausgebildeter „Chemiker“ und deren qualifizierte Weiterbildung, fanden ihren Niederschlag im besseren Ausbildungsstand des Personalbestandes im Schutz vor Massenvernichtungswaffen (MVW) und führten zu einer zielgerichteten  und fachlich fundierten operativen Planung möglicher Gefechtshandlungen sowie zu einer besseren Ausbildung der Offiziere der Stäbe und Einheiten. Einen Höhepunkt in der Ausbildung der chemischen Gruppen der Grenztruppen (sie wurden Ende 1962 zu Zügen in den schweren Grenzabteilungen zusammengefasst und dem LChD der Grenzbrigaden unterstellt) stellte jeweils ein Feldlager auf dem Übungsplatz Chemische Dienste in STORKOW dar. Hier wiesen die Einheiten den hohen Stand der Gefechtsausbildung nach. Als Aufklärungsfahrzeug wurde das Kfz Typ Granit eingeführt. Damit erhöhte sich die Mobilität der Gruppen wesentlich. Nach der bereits erwähnten Auflösung der strukturmäßigen Einheiten (1963) entstanden in den Grenzkompanien, den Stäben der Grenzbataillone und in den Stabseinheiten (Pionierkompanie, Nachrichtenkompanie) nichtstrukturmäßige Gruppen (Posten) zur  KC-Aufklärung (NGKCA/NPKCA) in einer Stärke von 1 Unteroffizier und 3 Soldaten bzw. nur von 2 Soldaten. Die Ausbildung dieser Gruppen erfolgte in Verantwortlichkeit der Offiziere Chemische Dienste der Truppenteile. Einmal im Ausbildungsjahr gab es in jedem Truppenteil einen Leistungsvergleich dieser Gruppen, der zu einem besseren Ausbildungsstand beitrug. Allerdings muss hier auch gesagt werden, dass es nicht immer einfach war, die Kompaniechefs von der Notwendigkeit dieser Ausbildung für die Gruppen zu überzeugen. Zur Ausrüstung dieser Gruppen gehörten: - Kampfstoffanzeiger, - chemischer Nachweissatz, - Kernstrahlungsmessgerät und - Markierungssatz Ch. Die Ausrüstung der Angehörigen der Grenztruppen wurde, beginnend Anfang der 60er Jahre,  weiter verbessert. Jeder Angehörige der Grenztruppen verfügte nun über einen Satz persönliche Schutzausrüstung (Schutzmaske, Schutzbekleidungsumhang SBU 61, Schutzbekleidungsstrümpfe SBStr 61, Schutzbekleidungshandschuhe SBH 61 und Schutzbekleidungsumhang zum einmaligen Gebrauch). Kommandeure, Funker u.a. wurden mit einer Schutzmaske mit Sprechmembran ausgestattet. Zum Durchführen der teilweisen Entgiftung der persönlichen Schutzausrüstung verfügte jeder Angehörige der Grenztruppen über ein Entgiftungspäckchen (EP 58 später EP 60). Gleichzeitig wurde die Palette der Entgiftungs- und Entaktivierungsmittel um Kalziumhypochlorit und EAM erweitert. In den Stäben und Einheiten standen zur Durchführung der Spezialbehandlung neben dem großen Entgiftungssatz (GES 10) das Tournisterentgiftungsgeräte TEG 57 M zur Verfügung. Die Kfz-Technik verfügte in der Regel über einen GES 10. Mit der Einführung des LKW W-50 kam auch die Entgiftungsanlage EA 64 in die Einheiten. Diese Geräte gehörten zur Spezialausrüstung der Kfz und wurden durch den Chemischen Dienst nur gewartet und aufgefüllt, aber nicht im Bestand geführt. Diese Entwicklungsperiode (1961–1971) war insgesamt von einer qualitativen Verbesserung der Ausrüstung mit Mitteln und Geräten zum Nachweis chemischer Kampfstoffe gekennzeichnet. Einen bedeutenden Schritt stellte dabei das Einführen des Kampfstoffanzeigers PChR 54 dar, der die bis dahin verwendete Spürbüchse ablöste. Einen wichtigen Platz bei der Ausbildung zum Nachweis chemischer Kampfstoffe nahm der chemische Ausbildungssatz ein. Zur Darstellung vergifteter Geländeabschnitte konnten Übungsminen Ch eingesetzt werden. Diese wurden mit Imitationsstoff IM gefüllt und mit Hilfe von Donaritpatronen zur Explosion gebracht. Leider wurden diese Ausbildungsmittel Ende der 60er Jahre aus dem Bestand genommen. Gleichzeitig reduzierte man die Palette der Indikatorröhrchen für den Kampfstoffanzeiger deutlich - begrenzt auf die Gruppen hautschädigende (gelber Ring), lungenschädigende (3 grüne Ringe) und nervenschädigende (roter Ring und roter Punkt) Kampfstoffe. Das führte zu einer Zeitersparnis bei der Nachweisführung. Auch in der Kernstrahlungsmesstechnik wurden modernere Geräte eingeführt. Das Gerät zur Personendosimetrie RDC 64 löste den veralteten Dosimetersatz C 2 ab. Die Stäbe und Einheiten erhielten das Kernstrahlungsmessgerät RWO 64 O, für die Kfz-Technik stand das Gerät RW 64 K zur Verfügung. Die Kernstrahlungsaufklärung erfolgte nunmehr mit dem RR 66. Im Bereich der Kernstrahlungsmesstechnik fanden verstärkt Geräte aus DDR-Produktion (VEB Vakutronik) Verwendung.    Zur Sicherstellung der Arbeit der Stäbe in Bunkeranlagen stand die Filterventilationsanlage 57 (FVA 57) zur Verfügung. Diese wurde manuell (ähnlich einem Fahrradantrieb) betrieben und setzte eine entsprechende Fitness beim Betrieb der Anlage voraus. Im Jahr 1968 entstanden zum Zeitpunkt der Ereignisse in der CSSR an deren Grenze kurzfristig neue Grenzregimenter. Auch in dieser politisch brisanten Zeit erfüllten die Offiziere Chemische Dienste, die in diese Truppenteile abkommandiert wurden, ihre Aufgaben vorbildlich und sicherten in diesen Einheiten eine hohe Gefechtsbereitschaft. Eine Besonderheit für die Grenztruppen gab es bei der Entlassung in die Reserve und bei Ausrüstung der neu einberufenen Soldaten. Die Entlassung aus dem Wehrdienst (nach 18 Monaten) erfolgte zentral am Standort des Regimentsstabes (die Grenzkompanien waren entlang der Staatsgrenze disloziert). Durch den Offizier Chemische Dienste konnte so bei der Abgabe der Schutzausrüstung deren Sauberkeit und Einsatzbereitschaft überprüft werden. Die einzelnen Grenzregimenter transportierten die Ausrüstung zum Grenzausbildungsregiment. Dort übernahm diese  eine  zeitweilige Wartungs- und Instandsetzungsgruppe (bestehend aus den Schirrmeistern der Truppenteile und ausgewählten Mechanikern), wartete sie  und bereitete sie für die Einkleidung der neueinberufenen Soldaten vor. Diese Besonderheit war möglich, weil die Neueinberufenen die ersten 6 Monate ihres Wehrdienstes in einem Grenzausbildungsregiment bzw. Ausbildungsbataillon auf ihren Dienst an der Grenze vorbereitet wurden. In den Stäben der Grenzbrigaden (3., 5., 7., 9., 11. und 13.) erfüllten in diesem Zeitraum folgende Offiziere des Chemischen Dienstes ihre Aufgaben: Oberleutnant H. Lüdke, Hauptmann Steinecke, Major Reschewski, Oberleutnant H. Balschat, Hauptmann F. Schwarz, Leutnant D. Sternsdorf, Hauptmann D. Drebenstedt, Hauptmann Dietrich, Oberleutnant E. Schüßler, Hauptmann M. Großmann, Hauptmann H. Guhde, Hauptmann E. Mohr, Oberleutnant W. Pfefferkorn, Major E. Wolf. An der Offiziersschule der Grenztruppen waren Oberleutnant R. Reuß, Oberleutnant Behrend und Hauptmann W. Wesner für die Schutzausbildung verantwortlich.

 

Zur Entwicklung 1971 bis 1980

 

Diese Periode ist gekennzeichnet durch den Übergang von der Brigadestruktur zur Schaffung der Grenzkommandos. An der Grenze zur BRD wurden mit Wirkung vom 15.02.1971 aus dem Bestand der 3., 5. und 7. Grenzbrigade das Grenzkommando NORD (GKN, KALBE/M. und später STENDAL) und  aus dem Bestand der 9., 11. und 13. Grenzbrigade das Grenzkommando SÜD (GKS, ERFURT) formiert. Im Bereich der bisherigen Stadtkommandantur BERLIN wurde mit Wirkung vom 14.05.1971 das Grenzkommando MITTE (GKM, BERLIN) gebildet. Damit entstanden zugleich in den Grenztruppen wieder strukturmäßige Einheiten der Chemischen Abwehr. Diese bestanden im Bereich des GKM in der Kompanie chemische Abwehr 26 (KChA-26) und in den Flammenwerferzügen der Grenzregimenter. Die Grenzabschnitte zur VR Polen und zur CSSR blieben erhalten. Die Grenzbrigade Küste blieb dem Kommando der Volksmarine unterstellt. Neben den 3 Grenzkommandos, die über 5 bis 7 Grenzregimenter und 1 bis 2 Grenzausbildungsregimenter sowie die entsprechenden direkt unterstellten Sicherstellungs- und Spezialeinheiten verfügten, gab es noch 2 Lehreinrichtungen - die Offiziershochschule der Grenztruppen „Rosa Luxemburg“ (OHS der GT) in PLAUEN (später SUHL) und die Unteroffiziersschule VI „Egon Schultz“ in PERLEBERG. Geführt wurden die Verbände und Lehreinrichtungen durch das Kommando der Grenztruppen in PÄTZ. Bei der Betrachtung des Chemischen Dienstes in den Grenztruppen muss differenziert vorgegangen werden, da besonders das GKM sich sowohl in der Struktur als auch in den Aufgaben von den beiden anderen Grenzkommandos unterschied. Die Abteilung Chemische Dienste, geführt durch den Chef Chemische Dienste, war im Kommando der Grenztruppen organisatorisch dem Stellvertreter des Chefs Grenztruppen und Chef Ausbildung unterstellt. Zum Bestand der Abteilung gehörte die Unterabteilung operative Arbeit/Ausbildung und die Arbeitsgruppe materiell-technische Sicherstellung. Die Auswerte-, Rechen- und Informationsgruppe 16 (ARIG-16), eine direkt unterstellte Einheit, war führungsmäßig dem Chef Chemische Dienste unterstellt. Insgesamt  arbeiteten in der Abteilung Chemische Dienste 6 Offiziere, 2 Berufsunteroffiziere und 3 Zivilbeschäftigte. Der Techniker Chemische Dienste des Stabes des Kommandos, ein Fähnrich, war gleichzeitig der Dosimetrist des Stabes. In den Grenzkommandos NORD und SÜD gab es je eine Unterabteilung Chemische Dienste, die vom LChD geführt wurde. Wie im Kommando der Grenztruppen war die Unterabteilung dem Bereich des Stellvertreters des Kommandeurs für Ausbildung zugeordnet. Die Auswerte-, Rechen-und Informationsgruppe (ARIG-25 und ARIG-27) wurde durch den  LChD geführt. Zum Bestand der Unterabteilung gehörten 3 Offiziere, 1 Berufsunteroffizier und ein Zivilbeschäftigter. Der Techniker Ch des Stabes unterstand dem Stabskommandanten und erfüllte ebenfalls die Aufgaben der Personendosimetrie. Im GKM unterstand die Unterabteilung Chemische Dienste dem Kommandeur direkt. Im Unterschied zu den beiden Grenzkommandos an der Staatsgrenze zur BRD verfügte das GKM über die KChA-26 in GROSS GLIENICKE, die dem LChD führungsmäßig unterstellt war. Die 6 Grenzregimenter verfügten über je einen strukturmäßigen Flammenwerferzug in einer Stärke von 1 Offizier, 3 Unteroffiziere und 24 Soldaten (später durch den Wegfall des  Zweitschützen nur noch 15 Soldaten). Die Ausbildung der Flammenwerferschützen erfolgte in den Grenzausbildungsregimentern in einem nichtstrukturmäßigen Flammenwerferzug. Das Artillerieregiment und die Geschoßwerferabteilung verfügten über je eine strukturmäßige Gruppe zur KC-Aufklärung, die in der jeweiligen Führungsbatterie geführt wurden. Alle diese Einheiten standen unter der Führung des jeweiligen OOChD. In den Grenzregimentern und Grenzausbildungsregimentern wurde der OOChD durch den Stellvertreter des Kommandeurs  für Ausbildung geführt. Dem Oberoffizier unterstand ein Schirrmeister Ch (Berufsunteroffizier), ein Lagerverwalter (Berufsunteroffizier) und ein Mechaniker (Zivilbeschäftigter). Im Grenzübergangsstellen-Sicherungsregiment (GüSt-Sicherungsregiment), im Nachrichtenbataillon und in der Geschosswerferabteilung des GKM erfüllte ein Techniker Ch (Fähnrich) die Aufgaben des Chemischen Dienstes. 1971 erhielt die Offiziersschule der Grenztruppen den Status einer Hochschule. Damit wurde der Lehrkörper des Ausbildungsfaches zur Fachgruppe „Schutz vor Massenvernichtungsmitteln“  erhoben. Die Fachlehrer erwarben die entsprechenden  Qualifikationen (Abschluss Hochschulstudium, facultas docenti) als wesentliche Voraussetzung für den Übergang zu einer soliden Hochschulausbildung. An  der Unteroffiziersschule wurde die Ausbildung der Unteroffiziersschüler durch die Fachgruppe Schutzausbildung sichergestellt. Im betrachteten Zeitraum verbesserte sich der Ausbildungsstand der Offiziere des Fachdienstes weiter. Mehrere Offiziere beendeten ein Studium an der Militärakademie für Chemischen Schutz in MOSKAU (Dipl.-Ing., ab 1979 Dipl.-Mil.), an der Militärakademie in DRESDEN (Dipl.-Mil.), andere schlossen ein Fernstudium an einer zivilen Hochschule (Dipl.-Chem., Dipl.-Paed.) ab. Sie übernahmen dann verantwortliche Funktionen im Kommando der Grenztruppen, in den Grenzkommandos und den Lehreinrichtungen. Absolventen der OHS LaSK, Sektion Chemische Dienste, wurden besonders im GKM - speziell als Zugführer in der KChA-26 oder in den Flammenwerferzügen- eingesetzt. Die Planstellen der OOChD in den Unterabteilungen Chemische Dienste der Grenzkommandos und in den Truppenteilen waren fast ausschließlich mit ausgebildeten Offizieren des Chemischen Dienstes besetzt. Die Offiziere verfügten alle über die Berechtigung zum Umgang mit Giften und hatten erfolgreich entsprechende Qualifikationslehrgänge als Strahlenschutzbeauftragte am Staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz absolviert. Weitergeführt wurde auch die Ausbildung der Offiziere zur Kernstrahlungsaufklärung aus der Luft. Diese Ausbildung erfolgte in einem Zweijahresrhythmus  unter Nutzung der Hubschrauber der Hubschrauberstaffel 16  (HSS-16) der Grenztruppen -  zunächst unmittelbar in SALZWEDEL oder MEININGEN, später auch auf dem Übungsplatz Chemische Dienste. Die Aufgaben des Chemischen Dienstes in der HSS–16 erfüllte ein Offizier Chemische Dienste. Im Rahmen dieser Ausbildung erwarben sich die Offiziere gute Kenntnisse zur Vorbereitung der Aufklärungsflüge, im Orientieren aus der Luft, im Übermitteln der Messwerte an die Bodenstation und bei der Auswertung der Aufklärungsergebnisse. Die Anordnung 27/72 des Chefs der Grenztruppen führte das System der einmaligen Ausstattung jedes Angehörigen der Grenztruppen mit persönlicher Schutzausrüstung für die Dauer ihrer Dienstzeit in den Grenztruppen (GT) ein. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der individuellen Gefechtsbereitschaft, aber auch zum stärkeren Ausprägen der persönlichen Verantwortung für die Ausrüstung geleistet. Gleichzeitig verringerte sich der administrative Aufwand für die Nachweisführung. Günstig wirkte sich auch das bereits praktizierte System der zentralisierten Wartung und Instandsetzung der persönlichen Schutzausrüstung in den Ausbildungsregimentern aus. Mit der Einführung eines neuen Stellenplanes in den Grenztruppen wurde die Dienststellung des Lagerverwalters in Lagerverwalter/Militärkraftfahrer umgewandelt. Bis zur Übernahme der Werkstätten WPSA, beginnend ab 1981, kamen ab 1977 als Ersatzausrüstung LKW W 50 zum Einsatz. Das ermöglichte, die größtenteils kompanieweise dislozierten Einheiten regelmäßig aufzusuchen und sogenannte Kompaniewartungs- und Instandsetzungstage Ch durchzuführen. Die Ausbildung der Offiziere in den Einheiten, Truppenteilen und Verbänden beschränkte sich nicht mehr nur ausschließlich auf die Schutzausbildung, sondern umfasste auch den Bereich der Organisation des Schutzes vor MVW für den jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Die Grenztruppen entsandten jedes zweite Jahr einen Offizier zum Studium an die Militärakademie für Chemischen Schutz in MOSKAU. Damit wurde gewährleistet, dass im Kommando der Grenztruppen, in den Stäben der Verbände und an der OHS  der GT die Dienststellungen mit hochqualifizierten Offizieren besetzt werden konnten. Insgesamt schlossen in diesem Zeitraum (1971–1980) neun Offiziere ein Studium an der Militärakademie in MOSKAU (Major H.-J. Töpfer, Major W. Herzig, Hauptmann H.-U. Schrader), der Militärakademie in DRESDEN (Major R. Reuß, Major W. Wesner, Major W.  Voigt) oder an zivilen Hochschulen (Major M. Großmann, Major A. Stoll, Hauptmann B. Peter) ab. In den Stäben der Truppenteile wurden aus dem Bestand der Offiziere nichtstrukturmäßige Auswertegruppen gebildet und regelmäßig durch die OOChD geschult. Die in den 60er Jahren begonnene Ausbildung der nichtstrukturmäßigen Gruppen Kernstrahlungs- und chemischen Aufklärung/ nichtstrukturmäßigen Posten Kernstrahlungs- und chemischen Aufklärung (NGKCA/NPKCA) wurde in den 70er Jahren weiter verbessert. Meldeübungen trainierten das System des Übermittelns von Meldungen über Einsatz von MVW oder von Aufklärungsergebnissen sowohl über das stationäre Grenzmeldenetz als auch über Funk. Die erreichten Ergebnisse spiegelten den guten Ausbildungsstand der NGKCA/NPKCA, aber auch der nichtstrukturmäßigen Auswertegruppen in den Stäben der Truppenteile wider. Einen Höhepunkt stellte die Lehrvorführung vor leitenden Kadern der Chemischen Truppen (Dienste) der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages im Jahre 1972 zur Thematik der chemischen Sicherstellung des Angriffs auf eine Ortschaft dar. Überzeugend demonstrierten die teilnehmenden „Chemiker“ der Grenztruppen ihre hohen fachlichen und praktischen Fertigkeiten. Im Zeitraum von 1974 bis 1980 fanden in den Grenzkommandos NORD und SÜD mehrere Inspektionen durch das Ministerium für Nationale Verteidigung statt. Die dabei erzielten Ergebnisse belegten den guten bis sehr guten Ausbildungsstand der Grenzer. Die NGKCA/NPKCA konnten nachweisen, dass sie in der Lage waren, zuverlässige KC-Aufklärungsergebnisse an die Auswerteorgane zu übermitteln. Eine gesonderte Betrachtung sollte in diesem Abschnitt dem GKM und da wiederum der KChA-26 gelten. Mit der KChA-26 und den Flammenwerferzügen verfügten die Grenztruppen, wie schon erwähnt, erneut über strukturmäßige Einheiten der chemischen Abwehr. Die KChA-26 wurde am 01.06.1965 auf Befehl des Ministers für Nationale Verteidigung gebildet. Neben den Zügen KC-Aufklärung und Spezialbehandlung verfügte sie über  eine Werkstatt für die persönliche Schutzausrüstung, eine kombinierte radiologisch-chemische Werkstatt (KRCW) und eine für Flammenwerfer sowie über ein fahrbares radiologisch-chemisches Labor 62 (RCL). Im Verlauf des Bestehens der KChA-26 wurde deren Struktur mehrfach präzisiert. Als Besonderheit muss hier noch bemerkt werden, dass der Kompaniechef über einen Stellvertreter für Ausbildung, einen Stellvertreter für politische Arbeit und einen Stellvertreter für Technik und Ausrüstung (später Technik und Bewaffnung) verfügte, wobei letzterem wiederum ein Panzertechniker und ein Fahrlehrer unterstanden. In diesen Dienststellungen waren u.a. eingesetzt: Hauptmann M. Wasserthal, Hauptmann P. Schulz und Hauptmann Schwenke. Die Ausrüstung mit Spezialtechnik Ch wurde ständig vervollkommnet. U.a. trat an die Stelle des Aufklärungsfahrzeuges P 3 der SPW PSH. Dieser SPW wurde in Ungarn produziert und war mit einem IKARUS – Busmotor ausgestattet. Auf Straßen erreichte er eine Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h und fuhr damit allen anderen Militärfahrzeugen ohne Probleme davon. Dieses Fahrzeug erhöhte die Einsatzfähigkeit  und Mobilität der Kompanie wesentlich. Da der PSH in seiner Grundausstattung nicht für die KC-Aufklärung vorgesehen war, schufen Neuererkollektive der Kompanie solche Voraussetzungen, dass er in seinen Eigenschaften dem in den Landstreitkräften genutzten SPW 40P Ch in nichts nachstand. Als Beispiel soll hier nur die Anpassung des Fähnchenschießgerätes dienen. Damit war auch die Markierung befallener Abschnitte aus dem SPW heraus möglich, ohne dass es zu einer Kontaminierung des Innenraumes oder des Personalbestandes gekommen wäre. Auch die Geräte zur KC-Aufklärung wurden ständig an die gestiegenen Anforderungen angepasst. Als Beispiel soll der automatische Kampfstoffanzeiger dienen: hier ging die Entwicklung vom GSP 1 M bis hin zum GSP 11. Gleiches trifft auf die Technik zur Spezialbehandlung zu. Die anfangs eingesetzten Fahrzeuge ARS 12 U wurden durch den weiterentwickelten ARS 14 ersetzt, die doch etwas umständliche Duschanlage DA 2 S durch die Duschanlage DA 66 - später DA 11. Die Einführung der TZ 74  (ein  auf einem LKW Typ Tatra montiertes Strahltriebwerk) führte dazu, dass sich die Qualität  der Spezialbehandlung wesentlich verbesserte. Das in den ersten Jahren eingesetzte radiologisch-chemische Labor 62 (RCL) erfüllte die in den 70er Jahren gewachsenen Anforderungen nicht mehr, deshalb trat an dessen Stelle das RChLab – II. Die Flammenwerferwerkstatt verfügte über die erforderliche Technik, um schnell defekte leichte Flammenwerfer LPO 50 instandsetzen zu können. Durch die Einführung leistungsfähigerer Funktechnik gelang es, einen entscheidenden Mangel bei der Führung der Kompanie durch den LChD und der Übermittlung von Aufklärungsergebnissen zu beseitigen. Die KChA-26 verfügte über eine Funkstation R 142 und war damit in der Lage, sowohl die Verbindung zum LChD als auch zu den oftmals dezentralisiert eingesetzten KC-Aufklärungs- und Spezialbehandlungseinheiten sicherzustellen. Der Ausbildungsstand befand sich in jenen Jahren auf einem hohen Niveau. Das zeigen die vielen Auszeichnungen als „Beste Kompanie“, aber auch die Ergebnisse der durch das Ministerium für Nationale Verteidigung durchgeführten Inspektionen. Einmal im Ausbildungsjahr (in der Regel im Frühjahr) absolvierte die Kompanie ein Feldlager auf dem Truppenübungsplatz STREGANZ und jährlich im Herbst auf dem Übungsplatz Chemische Dienste in STORKOW. Besonders die Ausbildung auf dem ÜPChD war eine gute Gelegenheit, die zu versetzten Absolventen der Sektion Chemische Dienste der OHS der Landstreitkräfte mit den Anforderungen der Truppe an die Führung von Zügen und an die Ausbildung des Personalbestandes vertraut zu machen. Dabei wurde oftmals deutlich, dass die Ausbildung an der OHS LaSK doch zu wenig praxisorientiert war. Zum technischen und Wartungszustand der Technik, Bewaffnung und Ausrüstung kann man feststellen, dass sich dieser ebenfalls auf einem hohen Niveau befand. So wurden die jährlichen Inspektionen der gepanzerten Fahrzeuge mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Im gesamten Zeitraum des Bestehens der KChA-26 kam es zu keiner Havarie der Panzertechnik oder zum Ausfall von Spezialtechnik durch Mängel in der Pflege und Wartung. Die KChA-26 unterhielt enge Beziehungen zum Bataillon chemische Abwehr der Sowjetarmee in DALLGOW. Einen besonderen Höhepunkt  stellte die vollkommen überraschende Verlegung eines Zuges der KChA-26 an die Westgrenze nach SCHÖNBERG im Herbst des Jahres 1979 dar. Hier zeigten die Angehörigen der Kompanie eine hohe Einsatzbereitschaft und wiesen ihren sehr guten Ausbildungsstand nach. Auf BRD - Seite war Kampfstoffmunition aus dem zweiten Weltkrieg gefunden worden. Zur rechtzeitigen Aufklärung einer möglichen Vergiftung wurde dieser Zug in unmittelbarer Grenznähe eingesetzt. Ein Zug des BChA-8 der 8. MSD ergänzte außerhalb des Grenzgebietes diesen Einsatz. Ein Erfahrungsaustausch mit dem Zug der Landstreitkräfte zeigte, dass dieser einen solchen Ausbildungsstand und hervorragenden Zustand der Technik bei den Grenztruppen nicht erwartet hatte. Weitere wichtige Ereignisse stellten die im GKS durchgeführten Übungen dar. Hier konnte die KChA-26 ihren hohen Ausbildungsstand unter Beweis stellen und erwarb sich viel Anerkennung - sowohl bei den beteiligten Offizieren des Chemischen Dienstes als auch bei den Grenzern des GKS. Als Kompaniechefs der KChA-26  waren u.a. eingesetzt: Hptm. Bredlau, Hauptmann K.-H. Tiedemann, Hauptmann H.-J. Leonhardt, Hauptmann D. Herrmann und Leutnant Lohse.  Noch ein paar Gedanken zu den Flammenwerfereinheiten. Ausgerüstet waren die Züge mit dem leichten Flammenwerfer LPO 50. Als Transportfahrzeuge dienten LKW W-50 (bis 1976 LO Robur 1800). Die Dienststellung Zugführer war für viele Offiziere die erste Offiziersdienststellung nach Abschluss der OHS. Leider wurde die Bedeutung von Flammenwerfereinheiten, besonders im Ortskampf, durch die Kommandeure weitestgehend unterschätzt und die Einheiten überwiegend für Wachdienste eingesetzt. Es ist ein Verdienst der Zugführer der Flammenwerferzüge und der OOChD der Truppenteile, das diese Einheiten dennoch über einen guten Ausbildungsstand verfügten. Das demonstrierten sie während der Ausbildung in Feldlagern. Die anfangs in den Zügen vorhandenen Zweitschützen, die für die Sicherung des Flammenwerferschützen zuständig waren, wurden in das Soll 2 überführt. Das führte dazu, dass im Rahmen der Ausbildung das Zusammenwirken dieser beiden Schützen, die nunmehr aus dem Bestand der Grenzkompanien kamen, kaum noch trainiert werden konnte. Anfangs musste das Brandgemisch „von Hand“ hergestellt werden. Das Ergebnis war, dass es ständig zu Veränderungen in der Viskosität des Gemisches kam, was sich wiederum auf die Reichweite beim Schießen auswirkte. Mit der Einführung der Mischstation MSAO wurde dieser Mangel weitestgehend beseitigt.

 

Zur Entwicklung 1981 bis 1990

 

Diese Etappe ist gekennzeichnet einerseits von der weiteren Vervollkommnung der Ausrüstung mit Spezialtechnik und von Höhepunkten in der Ausbildung, andererseits aber auch von der Auflösung der GT im Jahre 1990. Im Jahre 1982 verstarb infolge eines tragischen Unfalls der Chef Chemische Dienste der Grenztruppen, Oberst H. Matter. Die genauen Ursachen dieses Unfalls wurden nie geklärt. Durch seine Tätigkeit hat er die Entwicklung des ChD der Grenztruppen entscheidend geprägt. Auch die sich anbahnenden Änderungen in den Strukturen tragen seine Handschrift. Mit Oberst H. Matter verloren die Grenztruppen einen engagierten und allseits geachteten Chef Chemische Dienste. Als Nachfolger von Oberst Heinz Matter wurde Oberstleutnant H.-J. Töpfer eingesetzt. Einen Meilenstein in der Entwicklung des Chemischen Dienstes stellten die im Stellenplan (Soll 2) des GKN und GKS festgelegten Züge  chemische Abwehr und deren Ausrüstung mit Spezialtechnik Ch dar. Beginnend 1982, wurde in den Stäben der Verbände und Truppenteile Technik zur Spezial- und sanitären Behandlung eingeführt. Anfangs waren es die DA 66 und EA 64, in den Folgejahren durch die leistungsfähigeren DA 11 und EA 12 ersetzt. Zusätzlich wurden die Fahrzeuge zur Spezialbehandlung ARS 14 übernommen. 1984 war die Ausstattung mit Spezialtechnik Ch abgeschlossen. Zur Durchführung der KC-Aufklärung kamen UAZ 469 Ch zum Einsatz. Darüber hinaus ergab sich eine weitere verantwortungsvolle Aufgabe: Ausbildung von Reservisten an dieser Technik. Beginnend im Ausbildungsjahr 1984/85, wurde diese Aufgabe in Verantwortung der LChD des GKN und GKS in Angriff genommen und zuverlässig gelöst. Insgesamt entstanden so in den Grenztruppen 14 Züge chemische Abwehr (Soll 2). Jeder Zug bestand aus einer Führungsgruppe, einer Gruppe KC-Aufklärung, zwei Gruppen Entgiftung/Entaktivierung und einer Gruppe sanitäre Behandlung.  Zur Ausrüstung gehörten 3 ARS 14, 1 DA 11, 3 EA 12, 1 TS 8, 2 UAZ 469 Ch. Die Technik war unter Verschluss eingelagert und nur für den Einsatz in einer höheren Stufe der Gefechtsbereitschaft vorgesehen. Bei der regelmäßigen Wartung und Instandsetzung dieser Technik gab es erhebliche organisatorische Schwierigkeiten, vor allem wegen Unzulänglichkeiten beim  Festlegen und Durchsetzen von Verantwortlichkeiten. Die OOChD bzw. Techniker Ch leiteten die Prozesse, die in der Regel den Kfz- (Stabs-) Kompanien der Truppenteile übertragen wurden. Die verantwortlichen Personen mussten über eine Mobilmachungsberechtigung verfügen. Das bedeutete regelmäßige Kontakte zur Verwaltung 2000 (die offizielle Bezeichnung der Mitarbeiter der Hauptabteilung I der Staatssicherheit in den bewaffneten Organen). Das wiederum führte nach 1990 dazu, dass einige Chemiker Probleme bekamen, da durch das MfS entsprechende Vorgänge angelegt worden waren, die bis zum Führen von Personen als IM reichten, ohne dass die Betroffenen jemals eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hatten. In zahlreichen Lehrvorführungen und bei Truppen- und Erprobungsübungen stellten die „Chemiker“ ihren hohen Ausbildungsstand unter Beweis. Als Beispiel soll hier nur die Übung „Westnik 84“ dienen. Lehrfilmreif wurde hier vor dem Minister für Nationale Verteidigung der massierte Einsatz von Flammenwerfereinheiten im Ortskampf demonstriert. Neue Elemente, wie der Behältertausch für den LPO 50 unter „Gefechtsbedingungen“, aber auch die Untersuchung der Abhängigkeit der Reichweite der LPO von der Viskosität des Brandgemisches führten dazu, dass sowohl in der Ausbildung als auch bei der Gemischbereitung neue Normative aufgestellt werden konnten. Im Verlaufe dieser Lehrvorführung erfolgte ebenfalls das Erproben der im Rahmen eines Neuerervorschlages entwickelten Aufsätze auf die MPi zum Abschuss von Nebelkörpern,  die sehr gute Ergebnisse beim Anlegen von Nebelwänden zeigten. So war es möglich, schnell Nebelwände in einer Entfernung von 80 bis 100 m zu schaffen. Im GKM wurde im Rahmen einer Truppenübung erstmals ein komplettes Grenzausbildungsregiment auf einem Platz Spezialbehandlung (PSB) der vollständigen Spezialbehandlung unterzogen. Das schloss auch solche Elemente wie den Tausch der Bekleidung ein. Im Ergebnis dieser Übung konnten Schlussfolgerungen für den Aufbau eines PSB gezogen werden. Das betraf vor allem die Ausmaße des PSB und das Gewährleisten eines schnellen Ablaufs der Entgiftungs- bzw. Entaktivierungslösungen,  um ein Aufweichen des Bodens zu verhindern, sowie die Organisation des Bekleidungstausches. An der OHS der Grenztruppen erfolgte 1987 der erste zentrale Weiterbildungslehrgang für die OOChD der Truppenteile, an dem 26 Offiziere teilnahmen. Ebenfalls im Jahr 1987 verteidigten an der Offiziershochschule der Grenztruppen die ersten Offiziersschüler Diplomarbeiten im Ausbildungsfach Chemische Sicherstellung. Das Jahr 1986 hielt für den Chemischen Dienst eine weitere Bewährungsprobe bereit: Der Unfall im Kernkraftwerk TSCHERNOBYL führte zwangsläufig zu Schlussfolgerungen für die Arbeit der Abteilung Chemische Dienste im Kommando der Grenztruppen und der Unterabteilungen in den Grenzkommandos. Dem Personalbestand der Grenztruppen mussten die Grundsätze zur Auswertung von Kernstrahlungslagen bei nuklearen Unfällen in Kernkraftanlagen vermittelt werden. Aber auch praktische Arbeiten, wie die Kontrolle von grenzüberschreitenden Transportgütern auf radioaktive Kontamination, waren an der Tagesordnung. In diesem Zeitraum beendeten weitere Offiziere ihr Studium an der Militärakademie in MOSKAU (Major G. Windrich, Major R. Hain, Major W. Berner), der Militärakademie in DRESDEN (Major H. Pinick, Major W. Fredersdorf), aber auch an zivilen Hochschulen (Oberstleutnant H. Guhde). Als erster „Chemiker“ der Grenztruppen promovierte Oberstleutnant K. Mikolajetz 1981 an der Militärakademie in DRESDEN. Seit der Neustrukturierung der Grenztruppen im Jahre 1971 waren als LChD in den Grenzkommandos eingesetzt: - im GKN: Oberstleutnant F. Schwarz, Oberstleutnant D .Drebenstedt, Oberstleutnant R.-M. Mende; - im GKS: Oberstleutnant H. Guhde, Oberstleutnant G. Windrich; - im GKM: Oberstleutnant H.-J. Traebert, Oberstleutnant M. Nixdorf, Oberstleutnant W. Herzig, Oberstleutnant H.-J. Leonhardt. Verantwortlich für die Ausbildung im Schutz vor MVW an der OHS der GT waren Oberstleutnant K .Mikolajetz und später Oberstleutnant H. Guhde mit den Fachlehrern Oberstleutnant R. Reuß, Oberstleutnant W. Wesner und Major W. Berner. An der Unteroffiziersschule VI in PERLEBERG waren für die Schutzausbildung zuständig: Oberstleutnant H. Büchner, Oberstleutnant W. Fredersdorf, Oberstleutnant H. Pinick. Die Abteilung Chemische Dienste im Kommando der Grenztruppen wurde geführt durch Oberst H. Matter, Oberst H.-J. Töpfer (bis zur Fahnenflucht im Jahre 1990) und Oberstleutnant R. Hain.

 

Zu den Versorgungslagern Ch

 

Im Oktober 1963 begann der Aufbau der Teillager Ch und der radiologischen Werkstätten im     VLA-16 (TANGERMÜNDE) und im VLA-46 (KAHLA). Deren Hauptaufgaben bestanden in der kontinuierlichen Versorgung der Grenztruppen mit Ausrüstung des Chemischen Dienstes- wie Schutzausrüstung, Geräte zur KC-Aufklärung, von Mitteln und Geräten zur Spezialbehandlung - aber ebenfalls in der Instandsetzung der Mittel und Geräte. Nach der Umstrukturierung und Bildung des GKM im Mai 1971 wurde auch das VLA-26 (NEUSEDDIN) Bestandteil des Chemischen Dienstes der GT. Die gute Arbeit der Angehörigen der Versorgungslager erwies sich nicht zuletzt bei Inspektionen in den Einheiten. Gemeinsam mit den Chemikern der Truppenteile gewährleisteten sie, dass der Zustand der Ausrüstung immer mit gut bis sehr gut bewertet werden konnte. Eine weitere wichtige Aufgabe der Lager war das Eichen/Kalibrieren der Kernstrahlungsmessgeräte.

 

Zu den  Auswerte- Rechen- und Informationsgruppen

 

Mit Wirkung vom 01.12.1976 wurden erstmals strukturmäßige KCB-Auswerteorgane (ARIG) in den Stäben der Verbände und im Kommando der Grenztruppen geschaffen (ARIG-25 – GKN, ARIG-26 – GKM, ARIG-27 – GKS und ARIG-16 – Kommando der GT). Bis zu diesem Zeitpunkt arbeiteten in den Stäben der Grenzregimenter, der Grenzkommandos und im Kommando der Grenztruppen nichtstrukturmäßige Auswertegruppen. Als Leiter dieser Gruppen fungierten die OOChD bzw. LChD, die auch für die regelmäßige Ausbildung der Offiziere dieser Gruppen verantwortlich waren. Im Rahmen von KCB-Meldeübungen, bei denen unter Nutzung der verschiedensten Nachrichtenmittel Meldungen über einen angenommenen Einsatz von MVW oder KC–Aufklärungsergebnisse von den Grenzposten und den NGKCA der Grenzkompanien abgesetzt wurden, bewiesen diese Gruppen ihre Fähigkeiten, schnell die Lage zu erfassen und dem Kommandeur zweckmäßige Vorschläge zu unterbreiten. Die Bildung der strukturmäßigen ARIG der Verbände stellte eine neue Qualität im Erfassen und Auswerten des angenommenen Einsatzes von MVW und im Erarbeiten von Schlussfolgerungen für die Kommandeure dar. Schrittweise verbesserte sich der Ausrüstungsstand der ARIG. Ab 1977 erhielten die ARIG Auswertestationen auf Kfz LO 2002 KSA.  Ab dem Jahr 1981 wurden die ersten programmierbaren Kleinstrechner PKR K 1001 eingeführt, denen  später der PKR K 1003 folgte. Ab 1978 begann die Nutzung des Industriefernsehens, erst in der ARIG-16 und später in den ARIG-26 und 27. Höhepunkte in der Ausbildung waren die regelmäßig zentral durchgeführten Schulungen der ARIG auf dem Übungsplatz Chemische Dienste. Als Leiter der ARIG`s wurden eingesetzt: ARIG-25: Hauptmann E. Kotzur, Major K. Paul, Hauptmann Kibach; ARIG-26: Major H. Tesche, Major H.-J. Leonhardt, Major K.-H. Tiedemann, Hauptmann Lübbert, Major Telle, ARIG-27: Leutnant W. Berner, Major W. Bindel, Hauptmann L. Grudzinski; ARIG-16: Major M. Queisser, Leutnant Meusel, Leutnant K. Paul, Leutnant Rabenalt. Bei Kommandostabsübungen und bei Überprüfungen der Gefechtsbereitschaft bewiesen die Auswerteorgane der Truppenteile und Verbände ihren hohen Ausbildungsstand.

 

Das Ende

 

Ein ziemlich unrühmliches Ereignis traf den Fachdienst zum Ende seiner Existenz: Im Februar 1990 beging der damalige Chef Chemische Dienste der Grenztruppen Fahnenflucht. Die politische Entwicklung war auch an den Grenztruppen nicht vorübergegangen. Die Grenztruppen sollten eine neue Struktur (Grenzbezirkskommandos und Grenzkreiskommandos) erhalten, die aber schon bald mit dem Beitritt der DDR zur BRD hinfällig wurde. Was blieb, war die Auflösung der Grenztruppen und damit auch seines Chemischen Dienstes. Ein Befehl des Ministers für Nationale Verteidigung enthielt Festlegungen, die unmittelbare Auswirkung auf den Fachdienst hatten. So wurde befohlen, dass bis zum 28.02.1990 die Flammenwerferzüge und die Mischeinheit,  sowie bis zum 31.03.1990 die KChA-26 des GKM aufzulösen sind. Bis zum 30.04.1990 waren die verbliebenen KCB-Auswerteorgane (ARIG-16 und ARIG-26) aufzulösen. Die Planung von Reservisten für die chemischen Züge wurde bereits ab dem 01.12.1989 aufgehoben. Auf der Grundlage des Befehls 18/90 des Chefs der Grenztruppen erfolgte im Mai 1990 die Übergabe der Technik dieser Züge an die Dienststelle BRETTIN. Es wurden u. a. übergeben: 51 ARS 14, 46 EA 12, 16 DA 11, 18 Werkstätten WPSA sowie weitere Technik. Auch die KChA-26 hatte Technik zu übergeben. Das schloss ebenfalls die beiden TZ 74 neben der anderen Spezialtechnik Ch ein. Die in den Flammenwerferzügen vorhandenen Flammenwerfer LPO 50 wurden verschrottet (138 Stück), die Mischstation MSAO nach BRETTIN überführt. Damit endete der Chemische Dienst der Grenztruppen. In all den Jahren seines Bestehens haben die Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere, Soldaten und Zivilbeschäftigten des Chemischen Dienstes der Grenztruppen hervorragende Arbeit und damit als Teil des militärischen Gleichgewichts auch einen Beitrag für die Sicherung des Friedens auf deutschem Boden und in Europa geleistet.

 

Der Beitrag ist erschienen im Buch "Die Chemiker der NVA und der Grenztruppen der DDR"

Herausgeber: Rolf Büttner

Verlag Dr. Köster

ISBN 978-3-89574-800-4