Alle Jahre wieder...
...jedes Jahr im August meldet sich die „Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V“Museum Haus am Checkpoint Charlie(AG) mit
ihren neuesten Zahlen der Toten an der Staatsgrenze der DDR, in der Öffentlichkeit zu Wort.
In den vorhergehenden Jahren waren es noch groß angelegte Pressekonferenzen diese hatten noch einen gewissen
Zulauf mit einem nachhaltigen Echo in den führenden Medien.
Das öffentliche Interesse hat daran merklich nachgelassen.
So gab es am 8. August 2014 nur eine Meldung des Mauermuseums. Diese nannte nach eigenen Recherchen
die Zahl von 1 720 Todesopfern an der Grenze.
Stimmt diese Zahl?
Auf der Pressekonferenz zum 13. August 1989 bezifferte die AG die Zahl der Todesopfer auf 191 - bezogen
von 1946 bis 1990, also für einen Zeitraum von 44 Jahren .
Im Jahr 2010 war die Rede von 1 393. Jetzt 2014 heißt es: 1 720 Tote. Innerhalb von 25 Jahren hat sich die Zahl der
Opfer auf seltsame Art und Weise um 1 529 erhöht.
Nehmen wir das ominöse Zahlenspiel mit den Opfern deutscher Teilung einmal genauer unter die Lupe. Man muss
davon ausgehen, dass die vom Mauermuseum genannte Gesamtzahl falsch oder zumindest äußerst fragwürdig ist.
Das ist erst einmal die Frage, wo kommt diese Zahl her? Zweitens, aus welchen Quellen schöpft die AG?
Darauf findet man keine erschöpfende Auskunft.
Laut „Berliner Zeitung“ vom 10. August 2005 behauptete die Chefin der AG, Frau Alexandra Hildebrandt:
„Erst einmal behaupten wir, dass dieser Mensch bei einem Fluchtversuch zu Tode kam, und wir werden das belegen.“
Auf die Nachfrage wer ist „wir“ sagte Frau Hildebrandt: „Wir, das bin ich!“ Sie legte noch eins drauf in dem sie sagte,“
wir sind nicht Studenten und die Bernauer Straße ist kein Dozent“.
Mit der „Bernauer Straße“ meinte sie, das „Dokumentationszentrum Berliner Mauer“ und das „Zentrum für Zeithistorische
Forschung e.V. Potsdam“. Hier sind Wissenschaftler bemüht, reale Zahlen über die Toten an der Grenze zu ermitteln.
Die AG beharrt nach wie vor auf den oben genannten Standpunkt: Sie sei auch nicht bereit, Historikern Daten zur
Nachprüfung zur Verfügung zu stellen oder etwa Auskünfte zu erteilen.
Es liegt die Zahlenliste von 2010 vor, wo noch von 1 393 Opfern die Rede ist.
Die Liste enthält 146 Fälle mit der Todesursache Suizid. Dazu kommen 131 Fälle von tödlichen Schusswaffenunfällen,
die auch dem DDR-Grenzregime angelastet werden. Immer wieder tauchen in der ominösen Liste der AG als Opfer des
Grenzregimes Vorkommnisse auf, wo Personen während der legitimen Grenzpassage eines natürlichen Todes ohne
Fremdeinwirkung starben. In der Liste werden dazu 63 Todesfälle benannt.
Beim genauen Betrachten der Listen fällt auf, dass eine Reihe von Todesfällen aufgeführt werden, die bezeichnet sind
mit „unbekannt“ oder nur „männlich. Person“ und „weibl. Person“. An der Staatsgrenze der DDR zur BRD und an der Grenze
zu Westberlin handelt es sich um 97, 28 Personen an oder in der Ostsee sowie 14 Unbekannte an den Grenzen anderer Staaten.
Dazu kommen 12 getötete sowjetische Fahnenflüchtige.
Da findet man aber auch noch 173 Eintragungen, wo es unter „Hinweise“ heißt: „Familiennamen von Opfern, die noch
nicht öffentlich dargestellt wurden, werden aus Gründen des Datenschutzes nur mit Anfangs- und Endbuchstaben
angegeben.“
Zu viele Fragezeichen und Unwägbarkeiten tauchen nach wie vor auf: Totgesagte leben noch; Opfer werden doppelt
gezählt, unbekannte Wasserleichen werden pauschal dem Grenzregime zu gerechnet, nur weil sie in Grenzgewässern
geborgen wurden.
Ein BRD-Bürger fällt betrunken von einem westdeutschen Schiff und ertrinkt, auch er ist ein Grenzopfer.
Alles in allem. Wenn man das alles in Betracht zieht, muss man am Wahrheitsgehalt
der Gesamtzahl von 1 720 (2014) schon starke Bedenken hegen.
Das ist nicht nur die Meinung des Autors. Auch die Potsdamer Wissenschaftler zweifeln an den von der AG
veröffentlichten Zahlen. Seit Jahren besteht eine gewisse Differenz zwischen der AG und den Wissenschaftlern.
Sie bezeichnen diese Liste mit ihren Zahlen in „mehrfacher Hinsicht“ als „problematisch“.
Es ist „auch die quellenkritische Einzelfallprüfung der Arbeitsgemeinschaft unzureichend“.
Sie fordern deshalb, „doch nicht nur diese anonymen auch die namentlich benannte Fälle bedürfen
einer gründlichen Überprüfung.“
Die Wissenschaftler stellen fest, „dass die von der AG angegeben Zahlen zu hoch veranschlagt sind“.
Sie vermerken kritisch:
„Die Arbeitsgemeinschaft tendiert dazu , viele unaufgeklärte Todesfälle und solche, bei denen weder Identität noch
Todesumstände ausreichend geklärt worden sind, ungeprüft in ihre Statistik der Grenztoten mit aufzunehmen...
Auch aus diesem Grund steigen ihre Zahlen seit dem Ende der DDR von Jahr zu Jahr, so dass bereits von einer
'fatalen Rekordsucht' (Manfgred Rexin) gesprochen wurde.“
Doch lassen wir das. Es scheint so, dass die AG und ihr Vorstand einem unerbittlichen Zwang gehorchend,
aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus kommt, jedes Jahr neue und höhere Zahlen präsentieren zu müssen.
Es liegt hier auch der Verdacht nahe,dass es sich etwa gar um einen paranoiden Druck handelt, der die Autoren
veranlasst solch ein ominöses Zahlenspiel zu betreiben.
In diesen Kontext muss erwähnt werden: Immer wieder verwenden mitunter auch seriöse Historiker,
Publizisten, Politologen und Politiker in ihren Veröffentlichungen und Ansprachen diese nicht gesicherten
und daher unseriösen Zahlen.
Alle Jahre wiederholen sich in der Öffentlichkeit die gleichen Rituale.
Personen des öffentlichen Lebens, geistliche Würdenträger, Politiker aller Coleur, Vertreter sogenannter
Opferverbände versammeln sich an Gedenkstätten und ehren mit Reden, Blumen, Schweigeminuten und
Kerzen die Toten an der Staatsgrenze.
Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen, wenn der Umgang mit den 13. August 1961 nicht ritualisiert
und die Haltung zur Mauer wie es scheint, ein für alle Male festgeschrieben ist.
Napoleon sagte:
Die Geschichte sei die Summe der Lügen, auf die sich die Herrschenden nach dreißig Jahren geeinigt hätten.
Keine im Bundestag vertretene Partei sieht es heute anders, als in Medien und Schulbüchern seit langem
veröffentlicht wird.
Äußert sich aber einer kritisch, wird er sofort als Zyniker abgestempelt und seine Worte als
Verhöhnung der „Opfer“ gebrandmarkt.
Was ist aber mit jenen, die einer falschen, einer ahistorischen Darstellung das Wort reden. Geben sie denn
nicht mit solchen Aufmärschen und Ehrungen dem allen symbolhaft Ausdruck?
Interessant ist in diesem Kontext die Tatsache, in fast allen großen Printmedien und elektronischen Medien
spielte der 13. August in diesem Jahr nur eine marginale Rolle.
Die „Märkische Oderzeitung“ vom 11. August 2014 brachte eine kleine Nachricht über die neue Zahl
der Opfer unter der Überschrift: „Museum vermutet weitere Mauertote“.
Früher hätte man nicht „vermutet“sonder dreist behauptet 1 720 Tote.
Wie sagte doch Frau Hildebrandt?
Wir behaupten, „dass dieser Mensch beim Fluchtversuch zum Tode kam“ und „wir, das bin ich“!
Wie ist denn nun das zu bewerten, wenn laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
infratest nur noch die Hälfte der Bundesbürger etwas mit dem Datum 13. August 1961 anzufangen wissen.
Von allen Befragten verband knapp ein Drittel das Datum mit einem anderen politischen Ereignis der
sechziger Jahre, wie Kuba-Krise, Rücktritt Adenauers, Raumflug Juri Gagarins. 19 Prozent konnten mit dem
historischen Tag gar nichts verbinden.
Jugendliche sollte den Bau der Mauer kennen und einordnen können, wenn sie die Schule verlassen,
erklärte der Geschäftsführerin der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Deshalb werden also jährlich Tausende Schüler bei ihren Berlin-Aufenthalt zum Besuch des Mauermuseums,
des Gruselkabinetts des Herrn Dr. Knabe und andere dubiose Stätten verpflichtet.
Hier wird den ahnungslosen, unwissenden Schülern ein Geschichtsbild vermittelt, das weder vorn
noch hinten stimmt.
Klaus Schroeder, Wissenschaftler mit Professorentitel und Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der
Freien Universität Berlin, stellte als schlimm fest, dass nur die Hälfte der Bundesbürger den 13. August 1961
mit dem Mauerbau verbinden würden, von den 14- bis 29jährigen sei es nur ein Drittel.
Aber weitaus schlimmer ist, es gibt Jugendliche, die die Ansicht vertreten und „fest davon überzeugt sind,
der Westen hätte die Mauer gebaut, um Armutsflüchtlinge aus dem Osten abzuwehren“.
Welch ein Witz!
Ist das aber nicht die logische Folgerung, dass tagaus und tagein die Medien über die Abschottungspolitik
von Europa und den USA gegen Flüchtlinge berichten? Dieses Wissen wird auf „unbewusste Art“ auf die
Geschichte übertragen.
Und nach Schroeder ist das ein“Resultat von Unkenntnis“.
Die Schuldigen dafür sind für den ehrenwerten Herrn Professor „bestimmte Lehrer“.
Anstatt, die DDR im Unterricht vorrangig als Diktatur zu behandeln, würden sie über die DDR nur sozial reden.
Welch ein Frevel.
Ganz gleich, ob nun die Jugendlichen bewusst oder auch unbewusst das historische Geschehen in die Gegenwart
holen, muss man ihnen einen gewissen Realitätssinn schon bescheinigen. Trotz anhaltender Massenverdummung
durch Schroeder und Seinesgleichen schlucken viele Jugendliche nicht alles was ihnen medial über die DDR
serviert wird.
Horst Liebig