Informationszentrum Brandenburger Tor

 

 

Von Ende 1962 bis November 1989 bestand am Brandenburger Tor ein Informationszentrum,dass

von 1962 bis 1984 durch Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge geleitet wurde. Dort informierten

sich Besucher, vorrangig Ausländer, über die Situation an der Staatsgrenze zu Westberlin.

Von dieser Möglichkeit machten mehr als 15.000 Delegationen mit über 112.000 Personen aus 

130 Ländern Gebrauch. Bis auf wenige Ausnahmen trugen sich alle in das Gästebuch ein und 

stellten Fragen zur Lage an der Staatsgrenze und zu den  Aufgaben der Grenztruppen.

Die Fragen und Stellungnahmen der Gäste widerspiegelten die Beeinflussung in ihren Heimatländern.

 

Eine besondere Rolle spielten:

Fragen um die geographische Lage Berlins, die Spaltung der Stadt 1948/49 durch die Westmächte bis zum

kleinen Besatzungsstatut für Westberlin vom 14. Mai 1949, die Rolle Westberlins als Störfaktor gegen die

DDR und zum 13. August 1961.

Die Fragen machen das breite Interesse der Besucher deutlich. Sie  gingen oft auch über die Probleme

des Grenzdienstes hinaus. 


Nachfolgend eine Übersicht über die Fragen, die im gesamten Zeitraum eine Rolle spielten.

 

- Welche rechtlichen Grundlagen gibt es für die Anwesenheit westlicher Truppen in Westberlin?

- Wie vollzog sich die Spaltung Berlins?

- Warum wurde die Grenze nicht schon früher geschlossen - 1948/49 oder 1953?

- Gibt es offizielle Kontakte nach Westberlin, wenn ja welche?

- Welche wirtschaftlichen Verbindungen gibt es nach Westberlin?

- Wie viele Besatzungstruppen mit welcher Bewaffnung sind in Westberlin?

- Sind es NATO-Kontingente?

- Wie stark sind Polizei und Zoll in Westberlin?

- Wie viele Armee- und Polizeikräfte sind in der Hauptstadt der DDR?

- Warum wurden 1961 die Passierscheinstellen vom Westberliner Senat geschlossen, die dann bei den

  Passierscheinabkommen genehmigt wurden?

- Wer hat in welchem Umfang die Reparationen bezahlt?

- Was kostet der DDR die Sicherung der Grenze zu Westberlin?

- Warum ist der Reichstag in Westberlin?

- Unter welchen Bedingungen können DDR-Bürger nach Westberlin bzw. in die BRD - besuchsweise bzw.

  Verzug?

- Wie stellt sich die DDR die Lösung des Westberlin-Problems vor?

- Unter welchen Voraussetzungen wird geschossen?

- Wie ist es möglich, dass Fahrzeuge nach Westberlin durchbrechen?

- Wie werden die Grenzübergänge geschützt?

- Wie wird der grenzüberschreitende Verkehr kontrolliert?

- Wurden die Spionagezentren in Westberlin auch in anderen sozialistischen Ländern aktiv?

 

Viele Fragen zum Grenzverlauf und den Grenzsicherungsanlagen

 

- Gibt es an der Grenze in Berlin Minen?

- Welche Forderungen sind mit dem Vorschlag „Westberlin - Freie Stadt“ verbunden?

- Wie reagiert die DDR auf die Provokationen?

- Welche Rolle spielen die Kampfgruppen? Wie stark sind sie?

- Wie ist die soziale Zusammensetzung der NVA.? Anteil der Berufssoldaten und Offiziere?

- Wie sind S- und U-Bahn im grenzüberschreitenden Verkehr gesichert?

- Gibt es Differenzen zwischen den Besatzungstruppen in Westberlin?

- Nutzen die Engländer und Franzosen die Autobahnen der DDR auch zu Provokationen wie die Amerikaner?

- Besteht die Möglichkeit, über Provokationen Material (Bilder usw.) zu erhalten?

- Wie stark ist der Besucherverkehr aus dem westlichen Ausland?

- Warum gibt es im französischen Sektor keine revanchistischen Organisationen?

- Warum gibt es keinen Übergang für Ostberliner?=

- Wie ereignete sich der Fall Fechter?

- Warum lassen wir Menschen, die Gegner der DDR sind, nicht nach Westberlin?

- Werden die Agentenzentralen und revanchistischen Organisationen nicht überschätzt?

- Wie wurde der Schwindelkurs ausgenutzt?

- Fragen zum Tod der Grenzsoldaten Peter Göring, Reinhold Huhn und Egon Schulz?

- Wie viele Tunnel wurden gegraben - wie viele von Ost und von West?

- Gibt es Menschen, die vom Westen für immer in die DDR kommen? Wie viele?

- Wem untersteht in Westberlin die Reichsbahn und die S-Bahn?

- In welcher Währung werden die Fahrpreise bezahlt?

- Die DDR spricht von Nazis in der BRD und Westberlin, in der NDPD sind auch viele ehemalige Nazis?

- Werden Grenzsoldaten besonders ausgesucht und geschult? Wie ist ihre Entlohnung?

- Wie ist die dienstliche Belastung der Soldaten?

- Beteiligen sich an Provokationen auch Westberliner Arbeiter?

- Warum wurde Adenauer an der Grenze so provokatorisch begrüßt?

- Welche Rolle spielte die Westberliner Polizei bei Bombenanschlägen gegen die DDR?

- Wie wirken sich die Maßnahmen in der DDR aus?

 

Einige Gästebucheintragungen am Brandenburger Tor

 


Es ist unbestritten, dass sich die Sicherungsmaßnahmen auf die Entwicklung der DDR positiv auswirkten.

Die DDR wurde auch in der westlichen Welt zur Kenntnis genommen, die Hallstein-Doktrin der BRD wurde

immer mehr ignoriert.

„ Wir sind dankbar für den Friedensdienst, der hier geleistet wird.“

16. März 1963 Ungarische Geistliche unter Leitung von Bischof Dr. Lajos Vetö


„Ich bin überzeugt, dass die Erklärungen, die uns gegeben wurden, richtig sind und als Belgier denke ich,

dass für Westdeutschland die Zeit gekommen ist, mit den Provokationen Schluss zu machen. Und auch

niemand in den unabhängigen Ländern kann anders denken als ich. Wir wünschen, dass ein dritter Krieg

uns erspart bleibe. Und darum bin ich in Ostdeutschland erschienen.

Wir hassen niemanden, aber wir wollen als kleine Nation Frieden.“

23. Juni 1964 Huysmann, Belgischer Staatsminister und Parlamentspräsident

 

„Wir haben die Staatsgrenze der DDR am Brandenburger Tor besucht und möchten zum Ausdruck bringen,

dass wir die Maßnahmen der DDR vom 13.8.1961 verstehen und überzeugt sind, dass sie dem Frieden dienen.

Wir Studenten aus 18 Ländern sehen heue in der DDR einen festen und starken Freund unserer Völker“

1. Juli 1963 Internationale Studentendelegation


„Zwei Architekten und ein Ingenieur aus Frankreich die zu Besuch in Berlin weilen, drücken dem deutschen

Volk in der DDR und seiner demokratischen Armee in ihrem hohen Friedensstreben ihre volle Solidarität aus.“

26. Oktober 1963 Besucher aus Frankreich

 

„Für uns war es ein großes Erlebnis, sachliche Aufklärung über die Mauer in Berlin zu erhalten. Eine

Aufklärung, die man in der westlichen Welt nicht bekommt. Vielen Dank für diese Ausführungen.“

1. Mai 1965 Delegation aus Dänemark


„Es ist auch für uns in Holland beruhigend zu wissen, dass die DDR mit soviel Selbstbewusstsein und

soviel Selbstbeherrschung ihre Grenze schützt. Wieso soll denn eine Mauer eine Gefahr sein. Eine Mauer

kann doch nur gegen Angriffe schützen.“

8. Oktober 1964 Generalsekretär der Friedensbewegung Hollands



„Das war eine kluge und wirksame Entscheidung gegen den Imperialismus, für den Frieden, für den

Sozialismus.“

8. Oktober 1966 M. Rosette, Bürgermeister und Leiter der Delegation aus Vetry- sur Seine (Frankreich)

 

„Das ist in der Tat ein Schutzwall des Friedens. Sein Bau und seine Erhaltung haben dazu beigetragen,

eines der Hauptzentren der Provokationen zu vereiteln. Dafür sind alle die jenigen, die an der Erhaltung

des Friedens interessiert sind, nicht nur die Bürger der DDR dankbar.“

21. April 1967 Delegation aus Großbritannien, Bert Ramelson

 

„In großer Erregung stand ich an der Mauer, die über den Frieden in Deutschland wacht und die den

Fortschritt und den Sozialismus vor der Aggression und den Provokationen der Kriegstreiber aus dem

Bonner Reich und denen, die hinter ihnen stehen, schützt. Ich wünsche dem neuen Deutschland, der

Deutschen Demokratischen Republik, wo der Prozess gegen Globke, den Mörder meines Volkes, stattfand,

und wo der Faschismus und Nazismus für immer beseitigt wurden, Wohlergehen und dauerhaften Frieden

und Erfolg bei der Verteidigung der gefährlichen Grenze.

Besonderer Dank den Grenzsoldaten deshalb, weil sie über den Frieden in Deutschland und der ganzen Welt

wachen.“

26. Juli 1963 Hans Lebrecht, Haifa (Israel)

 

„Die keniatische Handelsdelegation schätzt die Erläuterungen zur jüngsten Geschichte von Berlin.

Wir hoffen sehr, dass bald hier in Berlin Frieden durch Verständigung herbeigeführt werden möge.“

22. Oktober 1963 Dr. G. Kiano, Minister für Handel und Industrie Kenias

 

„Unser Besuch am Brandenburger Tor war zweifellos das interessanteste an unserer Reise nach Mittel-

und Osteuropa. Wir müssen Ihnen für Ihre prägnante klare Darstellung danken - Sie können versichert sein,

dass wir vielen in Amerika von unserem Besuch und von dem berichten, was wir gelernt haben.

Noch einmal Dank für die unermessliche Gastfreundschaft, die uns die Menschen in der DDR erwiesen haben

Mögen wir immer Frieden haben .“

19. September 1963 Amerikanische Touristen.

 


„Die Bevölkerung Ostdeutschlands verhält sich sehr tolerant zu all den Provokationen, weil sie Frieden für

sich und für die ganze Menschheit wünscht. Frieden, Freundschaft und das Wohlergehen der Menschheit ist

ihr Ziel und dazu möchten wir sie beglückwünschen.

Ich hoffe, dass das Berlin-Problem im Geist der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz geregelt wird.

Das wird die beste Garantie für den Frieden sein“.

25. September 1963 Parlamentsabgeordneter aus Indien.

 

„Es gibt keinen Zweifel, dass die Berlin-Frage eines der brennendsten Probleme unserer Zeit ist, die nicht

nur imInteresse des Volkes der DDR, sondern im Sinne des Friedens in der ganzen Welt einer Lösung harren.

Wir grüßen die Regierung und das Volk der DDR, alle diejenigen, die ihre Grenze schützen, die trotz

ernster und schwerer Provokationen Mut und unendliche Geduld zeigen. Vor kurzem hat Ceylon seinen

eigenen kleinen Beitrag zum Frieden geliefert, und wir hoffen, dass seine augenblicklichen

Handelsbeziehungen bald zur vollen diplomatischen Anerkennung der DDR führen werden und dass es

für die Berlin-Frage aktives Interesse zeigen wird.“

13. August 1963 Delegation aus Ceylon

 

„Ich habe in der indischen Presse viel über diese Grenze gehört. Nun kenne ich ihre ganze Ursache und

ich bin der Meinung, dass in dieser Situation nicht anderes getan werden konnte.“

15. Juni 1966 Govind Sahai, S.S. Atwal, Delegation aus Indien

 

„Wir haben heute konkret die Situation kennenlernen können, die uns in unserer Auffassung bestärkt,

dass die Fragen der europäischen Sicherheit vom Standpunkt der völkerrechtlichen Anerkennung der DDR

werden müssen.“

16. März 197o Nokelainen, Tyyno Loiveo-Larsen, Pekka Virtanen, Olavi Saarinen aus Finnland

 

„Viele Lügen sind über die Berliner Mauer verbreitet worden. Wir haben uns sehr gefreut, dass Sie über

ihre Probleme mit uns offen und ehrlich diskutiert habe. Im Interesse des Weltfriedens hoffen wir,

dass die Spannungen  nachlassen werden und dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen wird.“

8. Februar 1979 Delegation aus Australien

 


„Wir bewundern in hohem Maße die Einsatzbereitschaft im Kampf für den Frieden Ihrer Grenztruppen

und wünschen Ihnen recht viel Erfolg auch in Ihren künftigen Aktivitäten zur Erhaltung des Weltfriedens.“

20.10.1979 Delegation aus Äthopien

 

„Unsere größte Bewunderung und im großen Vertrauen in die Streitkräfte, die in der DDR die Grenze

des Sozialismus schützen.“

17.4.1981 Carlos Costa, Kommunistische Partei Portugals

 

„Hier am Brandenburger Tor wird klar: Unsere beiden Staaten BRD und DDR brauchen Frieden und Abrüstung.“

Delegation aus der SDAJ, Südbayern, in Berlin, Hauptstadt der DDR

 

„Am Brandenburger Tor kann man sich anschaulich davon überzeugen, wie viel Kraft und Heldenmut der

Schutz des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden vor den Anschlägen des Klassenfeindes

erfordert.

Die Rechnung der Feinde des Sozialismus darf nicht aufgehen. Der Unterpfand dessen sind das

unerschütterliche Bündnis der DDR und der UdSSR sowie das enge Zusammenwirken der Bruderländer im

Rahmen des Warschauer Vertrages.

Ewiges Andenken an die Grenzsoldaten, die ihr Leben für die sozialistische DDR gegeben haben.“

26. April 1986 Michail Gorbatschow, Generalsekretär des ZK der KPdSU

 

 

Bis 1985 gab es 5 Delegationen bzw. Gäste, die sinngemäß zum Ausdruck brachten: Wir sind nicht

einverstanden mit den Maßnahmen der DDR.

Die Eintragungen der Gäste wurden in ihrem Beisein übersetzt. Vor Veröffentlichung wurde die Richtigkeit

der Übersetzungen nochmals überprüft.