Zum 70. Jahrestag der Grenzsicherungsorgane in der Sowjetischen

Besatzungszone / Deutschen Demokratischen Republik

 

 

Das Jahr 2016 ist reich an, für die Tätigkeit der Arbeitsgruppe Grenze, bedeutsamen

Ereignissen.

 

Den Höhepunkt bildet der 70. Jahrestag der Gründung der Deutschen Grenzpolizei, später

Grenztruppen der DDR, am 01.12.2016.

Wir werden dieses Jubiläum mit würdigen  Veranstaltungen  feierlich begehen.

 

Bedeutsame Aktivitäten auf diesem Weg  sind die Würdigung des 20. Jahrestages unserer

Soldaritätsorganisation der GRH, der 60. Jahrestag der NVA, die Herausgabe eines Buches

über die Deutsche Grenzpolizei /Grenztruppen " Halt! stehenbleiben"! und das

31. Grenzertreffen am 22.10.2016. 

 

 

 

 

 

 

Veranstaltungen
 

Anläßlich des 70. Jahrestages fanden in den ehemaligen Standorte Zusammenkünfte und

festliche Veranstaltungen statt an denen ehemalige Grenzer , Kampfgefährten, Freunde

und Sympathisanten aus Organisationen, aus dem In - und Ausland teilnahmen.

Einen besonderen Höhepunkt bildete das 31. Grenzertreffen am 22.10. 2016 mit den

bedeutsamen Redebeiträgen von Generaloberst a.D. Fritz Streletz und

Oberst a.D. Frithjof Banisch. ( s. dazu "Zentrale Treffen")

 

Über den Inhalt des Treffens können Sie sich auch auf unserer Website und in der 

Information Nr. 4/ 2016 der GRH  informieren.

 

 

 

 

 

Ehrendes Gedenken

 

Anläßlich des 70. Jahrestages der Gründung der Deutschen Grenzpolizei / Grenztruppen

der DDR ehrten am 01. Dezember 2016 Mitglieder des Vorstandes der GRH und der

Arbeitgruppe Grenze sowie des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen

Volksarmee und der Grenztruppen der DDR e.V. mit der Niederlegung von Blumengebinden

die, beim Grenzdienst getöteten Genossen.

 

Die zentrale Ehrung an der Gedenkstätte “ Berliner Mauer “ führten durch, das Mitglied des

Vorstandes der GRH und Leiter der Arbeitsgruppe Grenze, Oberst a.D Günter Leo 

ehemaliger Kommandeur des Grenzkommandos Mitte und der Vorsitzende des

Verbandes zu Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR

Admiral a.D.Theodor Hoffmann, ehemaliger Minister für Nationale Verteidigung der DDR.

 

 

Weitere Ehrungen führten Mitglieder der Territorialen Arbeitsgruppen der GRH an den Gedenkstätten

in den jeweiligen Standorten durch.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Männer der ersten Stunde im Grenzdienst 

 

 

Ein legendärer Grenzer, welcher im Jahre 1948 ein Gesuch an die Hauptabteilung

Grenzpolizei einreichte, hat mitgeholfen die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten

sicherer zu machen.

 

Joseph Hausladen

 

 

 

 

 

 

Sepp, wie er von allen Freunden und Genossen liebevoll genannt wurde, kam 1903 in

Niederbayern zu Welt. Sein Vater war Steinbrucharbeiter, seine Mutter versorgte Haus und

Hof sowie das wenige Kleinvieh.

Sein Elterhaus war katholisch und der Glaube an Gott strenges Gesetz.

Sieben Jahre ging Sepp in die Einklassendorfschule. Er lernte lesen, schreiben und beten.

 

Im letzten Jahr des 1. Weltkrieges sollte er als Soldat des Kaisers Reich retten.

 

Der Kaiser ging , aber Armut und Ausbeutung blieben erhalten.

 

Sepp Hausladen zeigte dem Land Bayern den Rücken und verbrachte sich im sächsischen

Bergbau. Er wurde Hauer und arbeitete tief unter der Erde.

Als Kumpel unter den Bermännern lernte er erstmals was es heißt Sozialist zu sein.

 

Sepp holte sich eine liebe Bayerin aus seinem Geburtsort, es wurde geheiratet und sie

verlebten glückliche Jahre in Sachsen.

 

Der Faschismus griff in Deutschland um sich und Sepp zog es mit seiner Frau in das

Thüringer Land. Bei der Deutschen Reichsbahn verdiente  das Brot für seine Familie.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Sepp als Feldeisenbahner in Russland

eingesetzt.

 

Nach Beendigung des Krieges war Sepp Weichenwärter an einem Schienenstrang, welcher 

in die damalige Westzone führte. Von seinem Stellwerk mußte er zusehen, wie wertvolle

Sachwerte in den Westen verschoben wurden.

Nach reiflichen Überlegungen wurde er 1948 Grenzpolizist und half mit, Verbrecher fest

zunehmen und wertvolle Sachwerte zu schützen.

 

Als Grenzpolizist versah Wachtmeister Sepp Hausladen seinen Dienst im Grenzkommando

Gutenfürst. Er zeichnete sich durch seine Zuverlässigkeit, Treue und Beherrschtheit aus.

An seiner Seite war der "Kleine Grenzer" die Schäferhündin "Assi". Im Winter, bei strenger

Kälte lag sein Hund immer auf einer Decke und Sepp daneben im Schnee.

 

Sepp Hausladen hat bei seinen Einsätzen an der Staatsgrenze zur BRD mit seinem Hund

über 950 Festnahmen getätigt.

 

Er wurde vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem Ehrenzeichen der Deutschen Volkspolizei,

dem Leistungsabzeichen der Deutschen Grenzpolizei, der Medaille für vorbildlichen

Grenzdienst und 1958 mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze.

 

Sogar der "Spiegel" schreibt in seiner Ausgabe  27/1975 zur Tätigkeit von Sepp Hausladen

und seiner fast legendären Schäferhündin "Assi":"Hausladen muß einen märchenhaft guten Tag

gehabt haben, Himmeldonnerwetter!

Acht auf einen Streich - Achtmal: "Assi" faß,faß Agent."

 

Unser Oberfeldwebel Sepp Hausladen war eine Grenzerlegende, er hat mehr als seine

Pflicht getan, bis er 1963 in die Reserve versetzt wurde.

 

Im Jahre 1993 verstarb Joseph Hausladen. Er wurde auf dem Friedhof Zeulenroda-Triebes

beigesetzt.

 

 Ich danke allen, welche schon einmal über das Leben von Sepp Hausladen geschrieben

haben. Dadurch war es für mich einfacher Recherchen zu führen.

Besonders haben mir geholfen: Dokumente der Armeerundschau 1970, Veröffentlichungen

im Internet, das Buch "Begegnung und Erinnerung" von Harry Thürk, sowie Gespräche mit

der  seiner Enkeltochter Karin.

 

Siegfried Hannig

Oberstleutnant der Grenztruppen a.D.

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus einem Grenzerbrief

 

                                                                                                                    den 12.11.2016 

Hallo lieber Helmut 

 

 herzlichen Dank für Deine lieben Wünsche zu meinem 77. Geburtstag.

 Überrascht hast Du mich mit der Broschüre und dem “ Orden “ zum 70. Jahrestag

 der Gründung der Deutschen Grenzpolizei.

 Da wurden Erinnerungen wach, wie es damals war.

 Es kommt aber auch etwas Stolz auf, welcher Verantwortung wir uns damals als

 18/19 jährige Jugendliche gestellt haben und man heute Gleichaltrige auf der Straße sieht ,

 deren Blick nur noch auf das Handy / Smartphon usw. gerichtet ist.

 Welch ein Wandel hat sich auch in den Menschen vollzogen.

 Die Broschüre wäre ein guter Lehrstoff für unsere heutige Schuljugend, wenn es

 um die wahrheitsgetreue Aufarbeitung der DDR – Geschichte geht!

 Es ist gut, dass es noch ein paar ehrliche, standhafte Genossen gibt, die sich der Aufgabe

 widmeten, die Fakten für diese Broschüre zusammenzutragen.

 Herzlichen Dank dafür!

 Dein ehemaliger Grenzer, Kamerad und Genosse

 Helmut Rinko  

 

 

 

 

November 1989 - Ich war dabei

 

Mein Name ist Andreas Kruck, damals Kommandant vom Schiff G-444 der 6.GBK im Einsatz

zur Grenzsicherung in der Lübecker-Bucht.

 

Wir lagen vor Anker. Nach dem Abendessen habe ich mit meinen Offizieren in der O-Messe die "Aktuelle Kamera" gesehen.

 

Mit Erstaunen sahen wir, wie Herr Schabowski verkündete, dass die Grenze der DDR für Ausreisende Bürger der DDR offen ist, und das ab

sofort. Gezeigt wurde noch im Fernsehen wie ein gültiger Stempel als eine Art Visa im Pass aussieht.

Der Versuch eine Verbindung zum operativen Stab nach Rostock (Lagezentrum) aufzunehmen, blieb stundenlang erfolglos. Im Kollektiv meiner

Offiziere haben wir danach lange über das weitere Handeln unsererseits diskutiert.

 

Mein letzter Befehl hieß: Schütze die Seegrenze der DDR!

 

Da keine Verbindung mit dem Lagezentrum möglich war, musste ich einen Entschluss fassen.

Befolgst du deinem letzten Befehl, oder vertraust du deinem Gewissen.

 

Alle Waffenträger an Bord haben ihre Waffen in die Waffenkammer verbracht, die Persenning wurde auf die

Bordkanone gezogen, die Munition wurde abgeschlagen und unter Verschluss eingelagert.

 

Danach habe ich mich mit viel Kaffee auf die Brücke begeben, habe mich an die Radar-Anlage gesetzt, und

habe der Brückenwache Bettruhe verordnet.

 

So habe ich die Nacht vom 09.zum 10. November allein auf der Brücke meines Schiffes verbracht.

 

Ahnend dessen, was kommen wird, habe ich mit der beginnenden Morgendämmerung auf dem Radarbildschirm

viele kleine Punkte erkannt, die aus der Wismarer-Bucht sich Richtung Westen bewegten.

Daraufhin habe ich die Besatzung wecken lassen. Wir sind Anker auf, Maschinen gestartet und haben bis zum

Mittag des 10.November als eine Art „Lotse“ für Sportbootfahrer, mit Ziel Travemünde entlang den Grenztonnen

fungiert.

Danach Rückmarsch nach Warnemünde auf eigenem Entschluss.

Ich wusste nicht was mich als Kommandant dort erwartet!

 

Andreas Kruck