Rede des Leiters der AG Grenze anlässlich des 25. Jahrestages der Gründung der GRH

 

 

Liebe Freunde und Genossen, verehrte Gäste!

 

Am 30. September 1990 wurden alle Verantwortlichen (bis auf wenige Ausnahmen) der

ehemaligen Grenztruppen der DDR entlassen.

Damit war das Ende des Bestandes der Grenztruppen der DDR besiegelt.

Die größte Anzahl der Entlassenen wurden arbeitslos. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ab, daß

eine große Verfolgungsjagd gegen ehemalige Angehörige der Grenztruppen der DDR durchgeführt wird.


Verantwortliche des Grenzkommandos MITTE waren unter anderen die Ersten, gegen die Vernehmungen

und Befragungen durchgeführt wurden.


Als die ersten Haftbefehle gegen Soldaten erlassen wurden, war auch dem Letzten der Ernst der

entstandenen Lage klar.


Es bildete sich eine Gruppe von Offizieren des GKM, welche die entstandene Lage beurteilten und erste

Maßnahmen zur Unterstützung einleiteten.


Kontakte zu Rechtsanwälten wurde aufgenommen, um sie zur Verteidigung zu gewinnen.


Der Vorstand der GRH faßte am 01. Januar 1994 einen Beschluß zur stärkeren Einbeziehung

von ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR in den Kampf um Recht und Gerechtigkeit.


Am 19. März 1994 wurde Generalleutnant a.D. Karl Leonhardt in den Vorstand gewählt und mit der

Bildung einer Arbeitsgruppe ehemaliger Grenzer beauftragt. Am 25. April 1994 wurde in den Räumen

der GRH die Arbeitsgruppe gebildet.


Hauptaufgaben der Arbeitsgruppe waren:


- Beurteilung und absehbare Entwicklungstendenzen der Strafverfolgung ehemaliger Angehöriger der

  Grenztruppen;

- Auswertung von durchgeführten Strafverfahren;

- Organisation der Teilnahme an Gerichtsverfahren;

- Unterstützung der mit Haft verurteilten Angehörigen der Grenztruppen;

- Unterstützung und Betreuung nach der Haftentlassung;

- Maßnahmen zur materiellen Unterstützung.


Um möglichst eine hohe Anzahl von ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen zu erreichen, den

Informationsaustausch durchzuführen, die politische Lageeinschätzung richtig zu beurteilen und

Schlußfolgerungen für den politischen Kampf zu vermitteln,führten wir regelmäßig unsere Grenzertreffen

durch.

Daran nahmen auch zunehmend Vorstandsmitglieder und Mitglieder der Partnerverbände der GRH teil.

An den bisher durchgeführten 32 Grenzertreffen nahmen im Durchschnitt 250 – 300 Teilnehmer teil.

 

Bei durchgeführten Spendensammlungen wurden über 65000 DM /Euro erzielt.


Es war nicht immer einfach für solch hohe Anzahl von Teilnehmern geeignete Orte und Räume zu finden.

Außerdem waren wir nicht überall gern gesehen. So wurden uns Räumlichkeiten für die weitere

Durchführung verweigert, z.B. in Petershagen.

 


Als Referenten zu unseren Treffen konnten wir hervorragende ehemalige Verantwortliche

gewinnen (Krenz, Strelitz, Rupp).


Zu jedem Treffen wurde eine aussagekräftige Dokumentation erarbeitet und jedem Teilnehmer im Anschluß

übergeben.


Mit besonderer Freude konnten wir auf jedem Treffen Freunde und Kampfgefährten aus Polen und

Tschechien begrüßen, die über die Situationen in Ihren Ländern berichteten.


Als ab dem Jahr 2000 die Strafverfahren abgeschlossen waren (außer der Strafe nach der Strafe), legte die

Arbeitsgruppe ihren Schwerpunkt auf die Öffentlichkeitsarbeit. 

Ein Gesprächskreis über die Geschichte der Grenztruppen der DDR wurde ins Leben

gerufen.


Im Ergebnis dieses Gesprächskreises entstanden die beiden veröffentlichten Bücher

„Grenzdienst ist Friedensdienst“ und „ Halt stehenbleiben“ sowie weitere Dokumentationen. 

Da ehemalige Zeitzeugen in den Büchern und Dokumentationen berichteten, war es für die andere

Seite schwierig, den aufgeworfenen Fragen und Antworten zu widersprechen.

Einige Mitglieder unserer Arbeitsgruppe wirkten in verschiedenen Dokumentarfilmen mit (z.B. Günter Gansauge).


Anfragen zur Durchführung von Interviews aus dem In- und Ausland wurden im Internet verstärkt gestellt.


Erst in den letzten Tagen baten Vertreter aus Südkorea um ein Gespräch;

Die Würdigung und Ehrung getöteter Angehöriger der Grenztruppen

(z.B. 50. Todestag von Reinhold Huhn und Egon Schultz);

gehören zum ständigen Bestandteil unserer Tätigkeit. Gegenwärtig bereiten wir uns auf die Ehrung und

Würdigung  des 50. Todestages von Rolf Henniger  am 13. November vor.


Die Arbeitsgruppe Grenze wird auch in Zukunft ihre verantwortungsvolle Arbeit fortsetzen.