Nachruf für Oberst a.D. Heinz Geschke

Oberst a.D. Heinz Geschke wurde am 19. Jan. 1930 in Senzig, bei Königs Wusterhausen als Sohn eines

Stellmachers geboren. Nach dem Besuch der Grundschule erlernte er bis 1950 den Beruf eines Tischlers

und arbeitete wenige Monate als Geselle. Im gleichen Jahr bewarb er sich freiwillig bei der Deutschen

Volkspolizei, wo er nach der Grundausbildung im Wachbataillon Schwerin und kurze Zeit später im

Wachregiment Berlin seinen Dienst zur Sicherung von Regierungsgebäuden leistete. So wurde er als

Unteroffizier unter anderem zur Objektsicherung, des ersten Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck im

Schloss Niederschönhausen eingesetzt, worauf er sehr stolz war. In den folgenden Jahren bis 1957

besuchte er die Offiziersschule der KVP und wurde als Offizier Zugführer und Stellvertretender

Kompaniechef. In dieser Zeit wurde er Mitglied der SED und gründete seine Familie, in der vier

Söhne geboren wurden. Danach war er in verschiedenen Dienststellungen als Kompaniechef und

Stabsoffizier tätig . Schon in dieser Zeit war er ein beliebter Vorgesetzter und erwarb sich bei den

Wachtmeistern und Offizieren Respekt und Vertrauen.

Sein besonderes Interesse galt der Stabsarbeit, was zur Versetzung in den Stab der VP - Bereitschaft

Potsdam und später in das Kommando der Bereitschaftspolizei des MdI führte.

Im August 1961, mit Schließung der Staatsgrenzen, wurde er in der Grenzbrigade Potsdam als Major

deren Stabschef. Der Weiterbildung verschloss er sich nicht und absolvierte 1965 ein dreijähriges

Studium an der Militärakademie Friedrich Engels, welches er 1968 mit sehr gutem Erfolg abschloss.

Danach wurde er 1974 Regimentskommandeur und Oberst im Bereich der Stadtkommandantur Berlin,

später Grenzkommando Mitte, an der Staatsgrenze zu Westberlin. Danach wurde er Stellvertreter des

Kommandeurs des Grenzkommandos Nord in Stendal und Mitte in Berlin, wo er sich Vertrauen und

Verdienste erwarb, für die er mit hohen staatlichen Auszeichnungen geehrt wurde.

Oberst a.D. H. Geschke wurde als Stellvertreter des Kommandeur des Berliner Grenzkommandos am

9.November 1989 mit ca. 1.500 Angehörigen der Grenztruppen, von der Offiziershochschule und von

der Unteroffiziersschule der Grenztruppen zum Schutzes des Brandenburger Tores befohlen.

Diese Dienstzeit, der Öffnung der Grenzübergangsstellen 1989 und der gewaltsamen Versuche,

die Grenzsicherungsanlagen zu zerstören beschrieb er als seine aufregendste, schwierigste und

gefährlichste Dienstzeit. Er schrieb, dass er sich für seine Entscheidungen vor seinen Vorgesetzten

sowie den aufgeputschten Menschen verantwortlich fühlte. Seine Entscheidung der Nichtanwendung

der Schusswaffen kostete ihn Entschlossenheit und Mut. Durch sein geschicktes entschlossenes

Handeln zum Einsatz der unterstellten Kräfte, verhinderte er das Beschädigen der Anlagen des

historischen Brandenburger Tores, vor allem der Skulptur von J.G. Schadow sowie der bronzenen

Quadriga mit der Siegesgöttin.

Der Versuch des gewaltsamen Betretens des ehemaligen Kommandantenhauses und des Daches des

Tores konnte erfolgreich, ohne Verletzte oder gar Tote, verhindert werden.

Nach der Übernahme der DDR und Auflösung der NVA sowie der anderen Bewaffneten Organe, wurde

er für seine Verantwortung als Regimentskommandeur von der Berliner Justiz für die erteilten Befehle

zur Sicherung der Staatsgrenze der DDR wegen Totschlag zu drei Jahren Haft verurteilt und nach

vollzogenen zweieinhalb Jahren entlassen.

Danach war Oberst a.D. H. Geschke einer der ersten Organisatoren, die die Arbeitsgruppe Grenze der

GRH gründeten und wurde in den Vorstand der GRH gewählt. Ebenso trat er sofort nach Gründung des

Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und GT der DDR diesem Verband bei. Nach

Bekanntwerden einer schweren Krankheit organisierten seine Söhne seinen Aufenthalt in einem

Potsdamer Pflegeheim, in dem er am 14. August 2021 mit 91 Jahren seiner Krankheit erlag.

Eine gewünschte Seebestattung wird im engsten Familienkreis stattfinden.


Unsere Mitglieder des Verbandes werden seine Persönlichkeit im ehrenden Gedenken bewahren.


Oberstleutnant a.D. W. Wagner